MPDL-Stelle zur Verwaltung von Normdaten mit Webservices

27. Juni 2008 um 17:13 2 Kommentare

Die Max Planck Digital Library hat eine interessante Stelle als „Scientific Developer“ in Berlin ausgeschrieben (siehe Stellenausschreibung als PDF). Gesucht ist als Vertretung wegen Elternzeit ein(e) Entwickler(in) zur Erstellung einer Infrastruktur (Webservices etc.) für Normdaten (Authority files) von Organisationen und Personen im Rahmen der Max Planck Institute. Normdaten spielen zur kontrollierten Erschließung eine zunehmede Rolle auch in Bezug auf die Entwicklung zum Semantic Web. Bibliotheken und Dokumentations- einrichtungen sind hier eigentlich relativ gut positioniert sofern sie ihre Normdaten aktiv zur Verfügung stellen.

Wie Patrick Danowski in einem Vortrag betont hat, wird es bald Alternativen zu bestehenden Normdaten geben (z.B. Wikipedia-Artikel selber), wenn sich bei den existieren Daten nichts tut. Bei den Normdaten zu Personen ist zumindest einiges in Bewegung geraten, ich gehe davon aus, dass die PND „bald“ endlich per Webservice verfügbar sein wird, nachdem einige Schwierigkeiten überwunden sein werden (apropos „wird sein werden“: Kann mal jemand den dürftigen Wikipedia-Eintrag zu Futur II ausbauen?).

Ebenfalls relevant im Zusammenhang mit Normdaten über Webservices sind die Aktivitäten um Museumsvokabular.de. Ich bin leider noch nicht dazu gekommen, zu demonstrieren, wie mit SeeAlso ein einfaches Formular-Eingabefeld um Normdaten-Unterstützung erweitern werden kann – vielleicht hat die MPDL ja Interesse und wir können die gemeinsame Entwicklung gleich bei bibforge hosten, mal sehen.

Ach ja: Die Stelle wird nach TVöD-Bund bezahlt – in anderen Ländern würde so eine einjährige Technikerstelle vermutlich eher an einen Freiberufler vergeben werden, der dann in der Einrichtung einen Arbeitsplatz bekommt, deutlich mehr verdient, sich aber auch selber versichern muss.

First impressions from the Europeana meeting

23. Juni 2008 um 12:02 Keine Kommentare

Today and tomorrow I participate in a Europeana/EDLnet conference in Den Haag. Europeana is a large EU-funded project to create a „European Digital Library“. Frankly speaking I cannot give a simple definition of Europeana because in the first instance it is just a buzzword. You can ask whether library portals have a future at all, and Europeana has many ingredients that may help to make it fail: a large ambitious plan, a tight schedule, and many different participants with different languages, cultures and needs. The current Europeana Outline Function Specification partly reads like a magic wishlist. Instead of following one simple, good idea from bottom-up, it looks like the attempt to follow many ideas in a bottom-up way.

But if you see Europeana less as a monolithical project but as a network of participants (libraries, museums, and archives) that try to agree on standards to improve interoperability, the attempt seems more promising. In his introductionary speech Jill Cousins (director of Europeana) stressed the importance of APIs and ways to export information from Europeana so other institutions can build their websites and mashups with services and content from Europeana. I hope that open content respositories like Wikimedia Commons and Wikisource can act as both as source and as target of exchange with the European Digital Library. What I also found interesting is that Google and Wikipedia are seen as the default role models or at least important examples of portals to compare with. The talks I have seen so far give me the impression that the view on possibilities and roles for libraries, museums, and archives are more realistic than I thought. One of their strength is that they hold the content and are responsible for it – in contrast to user generated collections like YoutTube, Slideshare, and (partly) Wikipedia. But in general cultural institutions are only one player among others on the web – so they also need to develop further and „let the data flow“. If the Europeana project helps in this development, it is a good project, no matter if you call it a „European Digital Library“ or not.

The next short talks were about CIDOC-CRM and about OAI-ORE – both complex techniques that you cannot easily describe in short time (unless you are a really good Wikipedia author ;-), but at the least my imagination of them has been improved.

Die Rolle der Bibliotheken im Internetzeitalter

21. Juni 2008 um 03:07 1 Kommentar

Da die „uncoolen“ Potsdamer BibliothekarInnen nun schon die dritten sind, die mich auf den Artikel „Die Rolle der Bibliotheken im Internetzeitalter“ (PDF) von Barbara Lison im Themenheft „Wissen im Web“ von „UNESCO heute“ (Ausgabe 1/2008) hinweisen, muss ich doch meinen Senf dazugeben (zumal ich nach drei Wochen Telekom-Generve endlich wieder Internet habe und somit wieder bloggen kann). Der Artikel bietet eine gute Darstellung des aktuellen aktuellen Standes.

Neben die Sammlung und Erschließung von Inhalten – ob in gedruckter Literatur oder in Netzpublikationen – ist immer stärker die Aufgabe der Vermittlung, der Eröffnung des Zugangs getreten.

Außerdem wird ganz kurz das EU-Projekt Europeana genannt – eine etwas bessere Darstellung gibt Jörn Sieglerschmidt im Interview mit dem SWR. Ein wenig erinnert mich der Artikel an „Bücher und Internet: Das Kaleidoskop der Vergangenheit“ von Johannes Schneider Anfang des Monats in der Süddeutschen Zeitung (siehe Kommentar und mein Hinweis): Mehr oder weniger alles richtig und wichtig aber ziemlich unkonkret, wenig vorausschauend oder innovativ und eigentlich schon vor 5 bis 10 Jahren passend. Schön, dass Bibliotheken allgemein in den Medien präsenter sind, aber für die Darstellung des aktuellen Standes gibt es doch Wikipedia!. Vielleicht ist das UNESCO-Magazin einfach nicht der richtige Ort für neue Entwicklungen; der Artikel zu Wikipedia ist ebenfalls nur sehr allgemein gehalten und das mehrfach im Magazin erwähnte Thema Web 2.0 ist eigentlich inzwischen ein alter Hut.

Was nun tatsächlich die Rolle von Bibliotheken im Internetzeitalter ist und sein wird, beantwortet der Artikel jedenfalls nicht zufriedenstellend. Ãœberhaupt ist der Begriff „Internetzeitalter“ viel zu kurz gegriffen. Es geht nicht um das Zeitalter des Internet, sondern um das Zeitalter der Digitalisierung aller Informationen und damit um die unbegrenzte Kopier-, Modifizier- Annotier-, Verknüpf-, und Verfügbarkeit von Informationen. Und dabei haben Bibliotheken ihre Rolle noch längst nicht gefunden.

Gewinner des Theseus-Wettbewerb ausgezeichnet

20. Juni 2008 um 16:40 Keine Kommentare

Unter 180 Bewerbungen im Rahmen des Theseus-Talente-Wettbewerbs sind vor drei Tagen die Gewinner ausgezeichnet worden. Ein Vorschlag, die Webseite des Wettbewerbs von unnötigen PDFs zu befreien, fand sich anscheinend nicht unter den Einreichungen – etwas versteckt findet sich zumindest ein „News“-Beitrag, in dem die ersten vier von 14 ausgezeichneten Gewinner kurz mit ihrem Thema genannt sind. Statt langweiligen Informatik-, Technik-, und Wirtschaftsthemen gibt es den erste Preis für einen Beitrag zum Thema „Tagging“ in Verbindung mit „Semantik“. Die Autorin Sonja Kraus studiert auf Lehramt und Magister mit den Nebenfächern Angewandte Sprachwissenschaft und sprachliche Informationsverarbeitung und hat ihren Beitrag mit „Semantstrategien“ betitelt. Was genau das sein soll geht auch aus ihrem Blog nicht so ganz hervor und die Originalarbeit ist auch (noch?) nicht öffentlich verfügbar, so dass es erstmal bei Buzzwords bleibt. Ich hoffe, es ergeht der Arbeit nicht wie dem ersten deutschsprachigen Buch zum Thema Social Tagging („Social Tagging“ von Sascha Carlin, ISBN 3-940317-03-9), auf das ich schon seit einem Dreivierteljahr vergeblich warte. Stattdessen wird nun das erste Buch der Sammelband „Good Tags, Bad Tags“ zur Tagung Social Tagging in der Wissensorganisation, der unter Anderem einen Beitrag von mir zum Semantischen Tagging enthält (weitere Infos zum Sammelband bei Birgit Gaiser). Neben Sonjas Arbeit wurde übrigens noch ein weiterer Text zum Thema Tagging ausgezeichnet und zwar der von Kim Korte (gefunden dank Trackback in Sonjas Blog :-).

Webcomic-Tipp: xkcd

12. Juni 2008 um 21:21 4 Kommentare

Obwohl ich gerne Comic lesen, kann ich Webcomics bisher nicht soviel abgewinnen und schaue mir bis auf Dilbert und Unshelved selten etwas an. Nachdem mich Sven auf diesen Strip hingewiesen hat (übrigens ist Computer Science ebenfalls just applied Mathematics, tja) ist mit xkcd – A webcomic of romance, sarcasm, math, and language ein weiterer dazugekommen. Schön nerdig aber einfach nett, besonders der Schuß romance. Und was der Sternenhimmel mit der Blogosphäre zu tun hat, weiß ich jetzt auch 🙂

KIM-Session zu Metadaten auf dem Bibliothekstag 2008

4. Juni 2008 um 16:38 Keine Kommentare

Der Vortrag zu „Strukturierten Metadaten in Wikipedia“ auf dem Bibliothekstag 2008 ist gut angenommen worden. Fragen kamen vor allem zu ISBN, PND und Personendaten. Leider konnte ich wahrscheinlich nicht ganz rüberbringen, dass dies nur Beispiele für Metadaten aus Wikipedia sind und dass die Verknüpfung und Weiternutzung von Metadaten insgesamt zunimmt; Wikipedia ist hierbei nur ein wesentlicher Nucleus. Vielleicht hätte zum Verständnis noch der Einführungsvortag von Bernhard Haslhofer zum Semantic Web geholfen, der leider krankheitsbedingt ausfallen musste. Der Vortrag „Metadaten im digitalen Workflow“ von Jens Klump aus Potsdam hat mir gefallen, ich vermute nur, dass er für viele Besucher schwer zu verstehen war – Metadaten sind halt auch ein etwas trockenes Thema, schon verwunderlich, dass die Session mit schätzungsweise 100 Personen so gut besucht war. Bei dem Vortrag von Steffen Lamparter über „Metadaten in Service Registries“ konnte ich zunächst bei einigen grundlegenden Punkte zustimmen (Trend zu immer mehr Produzenten von Inhalten und Metadaten, fortschreitende Automatisierung, immer mehr Dienste etc.), aber als er später zu Ontologien kam, wurde es etwas zu unkonkret und praxisfern. Die Einschätzung liegt vielleicht auch an meiner generell skeptischen Haltung gegenüber Ontologien. Abschließend widmeten sich Tom Baker und Stefanie Rühle der Frage „Kann Zertifizierung der Modellkonformität helfen“ und knüpften damit an den Einführungsvortrag von Mirjam Keßler über das KIM-Projekt an.

Social Cataloging ist Bibliothekswissenschaft at its best

2. Juni 2008 um 21:47 3 Kommentare

Ist eigentlich schon jemandem aufgefallen, dass das Erste Lehrbuch der Bibliothekswissenschaft, nämlich Martin SchrettingersHandbuch der Bibliothek-Wissenschaft von 1834 mit vollständigem Titel „Handbuch der Bibliothek-Wissenschaft, besonders zum Gebrauche der Nicht-Bibliothekare; welche ihre Privat-Büchersammlung selbst einrichten wollen“ heisst? Social Cataloging ist also nichts anderes als die Fortführung von Bibliothekswissenschaft mit zeitgemäßen Mitteln. Zeitgemäß heisst nichts anderes als digital (entweder digital oder marginal) und damit kommt der Social Software-Aspekt des Social Catalogings ganz automatisch. Denn Digital heisst unbegrenzte kopier- und modifizierbar, das war schon vor 20 Jahren so, auch wenn das bei einigen ewig Gestrigen noch immer nicht angekommen ist: „Der Computer ist eine Maschine zum Kopieren und Verändern von Bits.“ (Wau Holland). Dass ganz normale bibliophile Menschen ihre Literatursammlungen selber erschließen ist nichts bibliothekarisch Irrelevantes oder Unprofessionelles sonder wäre sicher ganz im Sinne Schrettingers. Gestern hätte sich noch niemand vorstellen können, dass in Zukunft Enzyklopädien von Freiwilligen geschrieben werden, morgen werden wir uns darüber wundern, dass Publikationen früher allein von einer Handvoll Bibliothekaren erschlossen wurden. Die kommen nämlich mit dem Katalogisieren jetzt schon nicht hinterher – oder wo bitte sind die fachlich erschlossenen Weblogs, Primärdaten, Vorträge etc.? Mit den dank Social Cataloging freiwerdenden Kräften können dann die Aufgaben angegangen werden, für die nach Ulrich Johannes Schneider in seinem heutigen, ganzseitigen Artikel in der Süddeutschen Zeitung nicht genügend Stellen da sind. In diesem Sinne wünsche ich allen Bibliothekaren und Nicht-Bibliothekaren, ganz gleich welche Sammlung von Publikationen sie einrichten wollen, einen schönen Bibliothekartag 2008!