Link Resolver und Widgets im OPAC
26. November 2008 um 13:05 Keine KommentareJonathan Rochkind hat in seinem Blog SeeAlso und Umlaut verglichen, die beide eine Form von Link Resolver darstellen. Während über SeeAlso ausgehend von einer ID (ISBN, ISSN, DOI, PPN, …) eine Liste von passenden Einträgen mit Links zurückgeliefert wird, liefert Umlaut ausgehend von einer OpenURL auch leicht komplexere Inhalte, wie zum Beispiel ein Formular, mit dem in verschiedenen Quellen im Volltext eines Buches gesucht werden kann. Die Abfrage geschieht jedoch leider nicht über eine standardisierte API sondern proprietär (d.h. nur Umlaut kann lesen was Umlaut liefert).
Nach meiner Auffassung ist Umlaut (wie Link Resolver im Allgemeinen) eine spezielle Form einer Metasuche. Ãœber eine OpenURL-Anfrage können mehrere Dienste und Quellen (SFX, CrossRef, Amazon, OCLC Worldcat, ISBNdb, LibraryThing, Google Books, HathiTrust, OpenLibrary, the Internet Archive, Worldcat Identities …) gemeinsam abgefragt werden und die Ergebnisse werden auf einer Seite zusammengefasst (siehe Beispiel). Das Zusammenfassen von Inhalten aus mehreren Quellen kann allerdings auch im OPAC bei einer Titelanzeige geschehen (siehe Beispiel).
Allgemein ist für die Zusammenfassung von Inhalten aus unterschiedlichen Quellen (Mashup-Prinzip) hilfreich, wenn auf einheitliche APIs und Datenformate zurückgegriffen wird. Das populärste Beispiel ist RSS (bzw. ATOM). SeeAlso kann als API und Format für einfachere Listen dienen und für komplexere Inhalte käme vielleicht die Universal Widget API (UWA) in Frage. UWA-Widgets können auch in eigene Seiten eingebunden werden. Einen OPAC als Widget gibt es ja schon – wie wäre es umgekehrt einen OPAC aus Widgets zusammenzusetzen? Ich denke, dass es noch einige Zeit dauern wird, bis sich neben ATOM/RSS weitere gute Standards für die Aggregierung von Inhalten auf Webseiten durchsetzen. Praktische Beispiele gibt es ja inzwischen immer mehr, gerade hat Lorcan Dempsey einige davon zusammengefasst.
Vorbildliches OPAC-Widget von der Jacobs University
23. April 2008 um 15:03 1 KommentarKollege John_Paul weist hier im Kommentar und auf den Seiten der Jacobs University auf das gelungene Katalog-Widget jOPAC hin. Der Meinung von Christan Hauschke, dass das Widget „im deutschsprachigen Raum wirklich Maßstäbe setzt“ kann ich mich anschließen. Das Widget ist mit Hilfe von Netvibes Universal Widget API (UWA) programmiert und damit unter verschiedenen Widget-Engines (iGoogle, Netvibes, Windows Vista Sidebar, Apple Dashboard, Windows XP Yahoo Sidebar …) lauffähig. Ein Serverausfall bei Netvibes heute vormittag zeigte allerdings auch ein Manko vieler Mashups: Die Dienste fallen ab und zu mal aus. Wenn der UWA Quellcode von Netvibes auf einen eigenen Server kopiert wird, sollte eine Fehlerquelle minimiert sein. Auf den OPAC der Bibliothek der Jacobs University greift das Widget über einen eigenen Webservice zu, der wiederum per Z39.50 mit dem OPAC kommuniziert – es sollte also nicht sehr aufwändig sein, solch ein Widget auch für andere Bibliotheken anzubieten. Im Detail müsste man sich allerdings anschauen, welche Daten in welchem Format genau über Z39.50 abgefragt werden, da verwendet ja leider gerne jede(s/r) Bibliothek(ssystem/sverbund) seine eigenen Standards.
P.S: Nein, ich habe nichts mit der „Jacobs University“ zu tun, mein Name wird mit „k“ geschrieben 😉
Dynamische Kataloganreicherung mit Webservices
16. April 2008 um 17:36 3 KommentareDie Folien des Vortrags „Dynamische Kataloganreicherung mit Webservices“ am 15.4.2008 Berliner Bibliothekswissenschaftlichem Kolloquium (BBK) sind jetzt online bei Slideshare. In der aktuellen letzten iX (04/2008) gibt es einen Artikel zu Webschnittstellen, die dort erwähnten Sechs Wahrheiten über Freie APIs hätte ich auch noch aufnehmen sollen (auf die Nachteile von Webservices bin ich im Vortrag nicht eingegangen).
Eine Gute Übersicht von Webanwendungen, Widgets und Plugins, die Bibliotheken ihren Nutzern anbieten können, bietet die University of Texas Libraries, Austin. Vom Facebook-Widget bis zum Hinweis auf Zotero ist alles dabei und übersichtlich erklärt. Neue Widgets können direkt empfohlen werden und werden im Blog vorgestellt. Die Bibliothek ist unter Anderem auch Google Book Search-Partner und veröffentlicht Videos bei YouTube.
P.S: Und wo ich so sehr die Wichtigkeit von Standards betont habe: so sollte ein Standard nicht aussehen. Wie bei anderen Themen (Wikipedia-Artikeln, Kongress-veranstaltern etc.) reicht es nicht aus, auf den Namen des Herausgebers zu schauen, um Qualität von Müll unterscheiden zu können – ISO-„Standards“ sind beispielsweise nicht nur nicht frei zugänglich (und damit schon mal zweifelhaft) sondern in einigen Fällen eher das Gegenteil eines Standarts.
Web und Desktop wachsen zusammen
16. April 2008 um 14:25 4 KommentareBeim Zusammenlegen der Wikipedia-Artikel „Applet“, „Web-Widget“ und „Desktop-Widget“ zu einem Artikel „Widget“ (ggf. auch „Gadget“ oder „Plugin“, das Grundprinzip ist das Gleiche) ist mir aufgefallen, dass tatsächlich einiges dran an diesen kleinen Programmen, die sich in Windows Sidebar, Apple Dashboard, KDE Plasma, iGoogle, Facebook, Netvibes … oder eigene Webseiten einbinden lassen. Es handelt sich hierbei nicht nur um einen Hype, sondern um eine grundlegende Entwicklung, bei der Web und Desktop zusammenwachsen. Im Zuge der Webanwendungen ist schon länger die Rede davon, dass das Internet wird zum Betriebssystem wird – bisher sah ich das eher skeptisch, aber wenn man die Entwicklung etwas größer betrachtet, wird deutlich, dass da schon etwas Grundlegendes in Bewegung ist. Auf der einen Seite kommt der Desktop zu den Anwendungen ins Web (beispielsweise Google Docs oder die WordPress-Installation in der ich grade tippe) und auf der anderen Seite kommt das Web in Form von Anwendungen auf den Desktop. Da die Hersteller von Mobilgeräten hinsichtlich offener Schnittstellen noch rumzicken, bringt Google mit Android gleich ein eigenes (übrigens Linux-basiertes) Betriebssystem – die restlichen Anwender können Google Desktop als Widget-Plattform verwenden. Weitere Hinweise dieser Entwicklung sind die W3C Web Application Formats Working Group und ihr Entwurf zur Widgets 1.0 recommendation sowie Mozilla Prism, womit Webanwendungen auf den Desktop gebracht werden sollen. Welche Techniken und Systeme sich letzendlich durchsetzen werden, dürfte noch etwas offen bleiben. Um sich auf den grundsätzlichen Wandel vorzubereiten, bieten Widgets jedoch schon heute eine gute Möglichkeit – sollte man sich mal ansehen.
Chatbox als Widget im Katalog
10. Dezember 2007 um 11:07 Keine KommentareLambert weist in Netbib auf die Widget-basierte Einbindung einer Chatbox im Katalog hin, wenn eine Suche keine Treffer liefert. Ein schönes Beispiel dafür, wie einzelne Dienstleistungen als eigenständige Services angeboten und kombiniert werden können. Mit der Ende September vorgestellte Universal Widget API (UWA) könnte das etwas einfacher werden. Dass trotz aller Begeisterung nicht jeder Service in jedem Kontext sinnvoll ist, dürfte klar sein – ein Haufen Widgets macht noch keine Bibliothek, dafür sind Bibliothekare notwendig, die eigene Ideen für Services und Widgets entwickeln und bestehende Dienste ausprobieren – die konkrete Programmierung neuer Widgets kann ja gerne Experten überlassen werden, aber Existierendes zusammenführen, Ausprobieren, Diskutieren, und Ideen entwickeln kann nicht einigen Wenigen überlassen werden!
Neues von Mozilla: Prism, Firefox 3 und Sunbird
27. Oktober 2007 um 13:48 2 KommentareZum Wochenende einige Entwicklungen aus dem Mozilla-Projekt: Mit Prism möchte Mozilla Webapplikationen auf den Desktop bringen – für den Nutzer soll es praktisch keinen großen Unterschied machen, ob er eine lokale Anwendung aufruft oder eine Anwendung im Web. Es ist also Zeit, sich über kleine (Widgets) und große (Webapplikationen) praktische Anwendungen aus dem Bibliotheks- und Informationsbereich Gedanken zu machen – einige Ideen gibt es schon von Fabienne, Kommentare sind dort sehr erwünscht!
Schon weiter fortgeschritten ist Firefox 3 – die neue Version des populären Webbrowsers macht zur Zeit wegen seiner auf das jeweilige Betriebssystem angepassten Optik von sich reden. Die aktuelle Experimentier-Version kann jederzeit ausprobiert werden, mit einem endgültigem Release wird Ende 2007 gerechnet. Ich habe mir mal die Liste der geplanten Neuerungen angesehen und möchte folgende Features hervorheben:
Völlig überarbeitet wurde die Lesezeichen-Verwaltung, die nun die Bezeichnung „Places“ trägt: Neu ist vor allem, dass Lesezeichen und die Liste der besuchten Seiten gemeinsam verwaltet werden und auch mit Tags versehen werden können. Den Berichten nach, hat die Usability damit deutlich zugenommen. Offen ist für mich nur, wie Social Tagging-Dienste da reinpassen.
Eine weitere interessante Neuerung ist Content Type-Processing: Bisher kann Firefox auf Basis von Protokoll und MIME-Types beim Download verschiedene Anwendungen starten (Mailprogramm, Newsreader, Bildbetrachter…), RSS-Feeds können auch direkt an eine andere Webapplikation wie z.B. Bloglines weitergereicht werden. Im Rahmen eines grundsätzlichen Aufräumens der MIME-Type-Behandlung soll die Weiterleitung auch an andere Webanwendungen möglich sein, so dass z.B. beim Klick auf mailto:-Links der Webmailer geöffnet wird.
Ebenfalls in die Richtung, aus dem Browser ein allgemeines Werkzeug zum Auswählen, Weiterleiten und Verarbeiten von Informationen zu machen, geht die bereits im Januar 2007 diskutierte Unterstützung von Mikroformaten. So wie ich es verstanden habe, sollen beliebige Microformats mitsamt den mit ihnen ausführbaren Aktionen im Browser registriert werden können (siehe Screenshot im Notizblog. Ein Bibliothekarisches Microformat lässt (abgesehen von COinS) ja noch auf sich warten.
Weitere Neuerungen der Benutzeroberfläche wurden bereits im Juni von Alex Faaborg zusammengefasst (mit Screenshots).
Das dritte Mozilla-Projekt, von dem es Neues zu berichten gibt, ist die Kalenderanwendung Sunbird, die gerade in der Version 0.7 herausgekommen ist. Ich habe mir trotzdem für 2008 wieder einen Taschenkalender aus Papier gekauft – bis es für den Sonnevogel ein passendes Linux-Handy gibt 😉
Mashups zusammenklicken mit Mashup-Editoren
25. September 2007 um 01:17 Keine KommentareWie heise vermeldet (und viele andere, darunter Talis in einer Semantic-Web-Linkliste) gibt es mit Intels Mashup Maker nach Google Mashup Editor schon den zweiten großen (noch-)Vaporware-Mashup-Editor. Weitere dieser webbasierten, graphischen Benutzeroberflächen, mit denen sich verschiedene Datenquellen verknüpfen und relativ einfach Skripte zur automatischen Verarbeitung und Anreicherung von Daten erstellen lassen, sind Yahoo Pipes, Microsoft Popfly, QEDWiki und Piggy Bank – je weiter man die Definition fasst, desto mehr Tools zur Datenextraktion und Informationsintegration gibt es. Mit dem Trend, immer mehr Daten überhaupt irgendwie strukturiert (Microformats, unAPI etc.) oder sogar in einer gemeinsamen virtuellen Datenbank (Semantic Web) anzubieten, dürfte das Gemische noch mehr zunehmen – nach dem ersten großen Rausch sollte dann allerdings hoffentlich auch klar werden, dass Themen wie Informationsqualität und Data Lineage (=woher stammen die Daten eigentlich?), Datenvisualisierung und Interface-Design ebenfalls wichtig sind und dass Daten ohne (sozialen) Kontext erstmal keinen Mehrwehrt dastellen, egal wie toll sie gemischt werden.
In jedem Fall interessant zu sehen, dass nicht mehr nur Informatiker Daten hin- und herschieben können. Die Bibliothekare sind nicht die Einzige Zunft, deren praktische Tätigkeit mehr und mehr von Laien beherrscht wird, während der theoretische Hintergrund erstaunlich unbekannt bleibt 😉
P.S.: Bei all den verschiedenen Mashup-Diensten muss natürlich irgendwann wieder vereinheitlicht werden: Netvibes hat mit der Universal Widget API (UWA) eine JavaScript-API vorlgelegt, mit deren Hilfe Anwendungen auch bei iGoogle, Apple Dashboard u.A. eingesetzt werden können. Fehlt nur noch ein universeller Mashup-Editor, der UWA ausspuckt. Kommen jetzt nach dem Browserkrieg die Mashup-Kriege? [via heise]
Der OPAC als Widget
18. September 2007 um 14:22 7 KommentareDie British Library bietet seit kurzem ein „Gadget für iGoogle“ an, mit dem iGoogle-Nutzer die Suche im Katalog in ihrer persönlichen Startseite einbinden können. Anstatt die Suchergebnisse direkt in iGoogle anzuzeigen (was mit etwas mehr Aufwand ebenfalls möglich wäre), wird lediglich in den Katalog verlinkt – also wirklich simpelst, wenn man vernünftig in den Katalog verlinken kann. Die Implementierung besteht aus einer einfachen XML-Datei, bei Google gibt es eine ausführliche Anleitung für Entwickler. Ich habe mal ein entsprechendes Widget für den GBV-Verbundkatalog erstellt. Da ich das Widget noch nicht offiziell bei Google registriert habe, ist zum Einbinden in iGoogle rechts „Gadget hinzufügen“ auszuwählen, dann neben dem Suchschlitz „Per URL hinzufügen“ und schließlich die URL http://ws.gbv.de/widgets/iGoogle/simple-search-gso.xml eingeben.
Bei Bedarf kann ich das Ganze auch ausbauen und weitere Widgets für andere Kataloge erstellen – der Impuls muss allerdings deutlich von Bibliotheken kommen, die das Prinzip dann auch ihren Nutzern erklären können. Mit Technik allein lässt sich kein Katalog 2.0 gestalten!
Neben iGoogle gibt es unter anderem mit Pageflakes und Netvibes weitere Dienste um eigene Webseiten aus vorgefertigten Bausteinen zusammenzubasteln (siehe dieser Ãœberblick oder dieser Artikel). Im Mai gab es schon bei Ning eine Diskussion zum Thema Is your OPAC an add-on or widget? aber wahrscheinlich dauert es noch etwas, bis das Widget-Prinzip ins Bewusstsein der Betreiber dringt. Als Till vor 18 Monaten schon mal testweise eine iGoogle-Einbindung für ViFas erstellt hatte, haben wir uns in der VZG noch gefragt, was dieser Spielkram denn soll und das ganze nicht weiterverfolgt. 😉
Neueste Kommentare