Deklaration für gerechteren Zugang zu Wissen

29. Mai 2007 um 17:15 Keine Kommentare

Das Netzwerk Freies Wisses hat anläßlich des kommenden G8-Gipfels, speziell zu Fragen des geistigen Eigentums der immateriellen Monopolrechte die Declaration for better development and just access to knowledge in all forms veröffentlicht. Die Deklaration kann ab sofort unter http://declaration.wissensallmende.de online unterzeichnet werden.

Der Unterzeichnerliste entnehme ich weitere Organisationen, die sich für Freies Wissen einsetzen, darunter das (anscheinend inzwischen eher inaktive) Netzwerk neue Medien und Piratenparteien aus Schweden, Holland, Russland, Österreich und Deutschland. Die Piratenpartei hat nichts mit dem Fluch der Karibik zu tun, sondern ist trotz des albernen Namens angesichts der fortschreitenden Kontrolle des Internets (aktuell zum Beispiel unter dem realitätsfernen Vorwand Bomben verhindern zu können) anscheinend leider viel notwendiger als beispielsweise die altehrwürdige APPD, die übrigens einer der Vorreiter der Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen war – aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

Vorbereitungen zur Archivierung von Netzpublikationen bei der DNB

29. Mai 2007 um 15:25 1 Kommentar

Auf heise ist wieder etwas zur Archivierung von Netzpublikationen durch die Deutsche Nationalbibliothek (DNB) zu lesen. Die DNB betreibt ein Informationsportal zur Ablieferung von Publikationen, die im Netz erscheinen. Mit dem im Juni 2006 geänderten Gesetz über die Deutsche Nationalbibliothek (DNBG) fallen diese Werke auch unter den Sammelauftrag der DNB. Näheres soll die Pflichtabgabeverordnung klären, die heise im Entwurf vorliegt – allerdings ist der Entwurf anscheinend nicht öffentlich, kann das bitte jemand online stellen? Bis es soweit ist, werde ich mal schauen, wie die Ablieferung von Weblogs am Besten zu bewerkstelligen ist. Dass die DNB selber die Feeds sammeln wird, bezweifle ich (obwohl es die einfachste Variante wäre). Vielleicht hilft das unAPI-Plugin weiter, dass von Mike Giarlo betreut wird, der mit Technosophia mit einen schönen Tech-Librarian-Weblog betreib. Das Zusammenpacken und Bereitstellen der Postings eines ausgewählten Zeitraums dürfte mit einem passenden Plugin kein Problem sein; der Teufel steckt aber wahrscheinlich im Detail.

Enzensberger löst Gipfeltreffen-Problematik

28. Mai 2007 um 12:09 2 Kommentare

Einen zuvorkommenden Vorschlag zum Gifpeltreffen der G-8 und anderer Gifpel nicht nur von „G 4, G 6, G 7, G 10, G 12 oder G 20“ unterbreitet Hans Joachim Magnus Enzensberger in Spiegel Online. Dass der Gipfel in dieser Form für keinen der Teilnehmer und Demonstranten ideal ist, dürfte offensichtlich sein. Enzensberger fragt sich, ob es „angenehm [sei], mehrere Tage in einem Gefangenenlager, mag es auch noch so luxuriös ausgestattet sein, zu verbringen“ und weist darauf hin, dass die Gifpelteilnehmer „sicher ohne dass Sie es bemerken, wie eine Besatzungsmacht auf[treten]“.

Während Sie endlose Sitzungen, Ansprachen und Galadiners über sich ergehen lassen müssen, wird vor der Tür ein Ausnahmezustand verhängt, der sich nur schwer mit den Garantien unserer Verfassung vereinbaren lässt. Zehntausende von Bewaffneten stehen vor Ihnen stramm. Es werden Straßensperren errichtet und Ausgangsverbote erlassen. Der öffentliche Raum ist enteignet. Weiträumige Demonstrationsverbote, lückenlose Überwachung, vorbeugende Verhaftungen sind, schon lange bevor Ihre Hubschrauber eintreffen, nicht die Ausnahme, sondern die Norm. Nicht nur legen derartige Veranstaltungen ganze Millionenstädte lahm; auch friedliche Dörfer werden routinemäßig in den Belagerungszustand versetzt. Erinnerungen an Krieg und Diktatur werden wach, was bei Zartfühlenden zu allerlei Missverständnissen führen kann.

Die Lösung, mit der eigentlich alle gut leben könnten: Drei sorgfältig ausgewählte, abgelegene Inseln, die „Exklusivität und ein unbeschwertes Beisammensein ermöglichen […] und gewiss ließe sich auch ein exterritorialer Status leicht vereinbaren, so dass Sie auf etwaige Verfassungsprobleme keine Rücksicht zu nehmen brauchten.“ Die Sicherheit ließe sich mit „Ãœberwachungssatellit, eine[r] Batterie erprobter Abwehrraketen, eine[r] Staffel von Kampfflugzeugen und ein paar Kriegsschiffe[n]“ sicherstellen und günstiger als die Millionenschweren Einschränkungen von Grundrechten dürfte es auch werden.

Aber wahrscheinlich ist dieser Vorschlag zu einfach, als dass er sich politisch durchsetzen ließe. Bleibt wenigstens die praktisch verwertbare Schlußfolgerung, dass Enzensberger wunderbare Essays schreibt. [mehr bei Spiegel Online]

In der Gipfelbibliothek, auf die netbib hinweist findet sich übrigens bislang kein Werk von Enzensberger.

Wikimedia Conferentie Nederland 2007

28. Mai 2007 um 00:40 2 Kommentare

Die niederlandischen Wikimedianer veranstalten am 27. Oktober zum zweiten Mal eine kleine Konferenz und zwar in „Onbekend“. Ach nee, der Ort ist noch unbekannt 😉 Oder wie es auf der entsprechenden Wiki-Seite heisst:

De Wikimedia Conferentie Nederland 2007 (WCN’07) is de editie 2007 van de jaarlijkse conferentie georganiseerd door Vereniging Wikimedia Nederland. Naast de gebruikelijke onderwerpen binnen Wikimedia zal de conferentie zich dit jaar ook richten op de raakvlakken tussen Wikimedia en Educatie.

wikimedia-conferentie-nl-2007.png

Oder wie Lodewijk Gelauff (Program coordinator Wikimedia Conference NL committee) in einem „Call for Participation“ schreibt:
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Begriffssysteme, Ontologien und ihr gemeinschaftlicher Aufbau mit Wikis

27. Mai 2007 um 13:06 2 Kommentare

Vor inzwischen gut 4 Jahren habe ich mich im Rahmen einer Studienarbeit im Diplomstudiengang Informatik mit verschiedenen Arten von Begriffssystemen beschäftigt. Ausgangspunkt war der mangelnde Austausch zwischen Informationswissenschaft und Informatik im Bereich der Wissensorganisation: Während die Informatiker plötzlich alles „Ontologie“ nannten und mit der unreflektierten Neuerfindung des Rades Forschungsgelder einkassierten, hinkten die Informationswissenschaftler der technischen Entwicklung um Jahre hinte (syptomatisch unter Anderem daran erkennbar, dass viele Thesauri bislang nur auf Papier erhältlich sind).

Die Situation bessert sich inzischen, wenn auch nur langsam. So ist beispielsweise beim Thema Tagging (früher: Indizierung/Indexierung) momentan Ähnliches zu beobachten, weshalb ich mit den Versuch einer umfassenderen Typologie von Indexierungssystemen gewagt habe. Im Tagungsband der letzten DGI-Online-Tagung ist nun ein feiner Artikel von Katrin Weller aus dem Ontoverse-Projekt zum „Kooperativen Ontologieaufbau“ erschienen, der sich in Bezug auf die Begriffsverwirrung in der Ontologieforschung und der Notwendigkeit einer Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen meiner damaligen Beurteilung anschließt.

Der Artikel ist ebenso wegen Wellers Ausführungen zum gemeinschaftlichen Ontologieaufbau und der dafür angedachten Verwendung von Wikis zu empfehlen. Im Forschungsprojekt Ontoverse soll eine Wiki-Plattform zur gemeinschaftlichen Erstellung und Pflege von Ontologien entwickelt werden, die „inter-ontologische“ (Aufarbeitung von Wissen innerhalb eines abgegrenzten Themenbereiches) und „intra-ontologische“ (Interoperabilität zwischen verschiedenen Ontologien) Aspekte in Beziehung setzt und „die Konsensbildung und den Diskurs im Rahmen des Ontologieaufbaus unterstützt“. Zwar fehlen im Artikel etwas konkretere Beispiele und einige bereits existierende Ansätze wie beispielsweise Semantic MediaWiki oder bisherige Versuche, einfache Thesauri und Klassifikationen mit Wikis zu verwalten, bleiben unerwähnt, aber es handelt sich ja auch nur um eine erste Einführung.

Ich bin gespannt auf die Ergebnisse des Ontoverse-Projekts und hoffe, dass es nicht bei rein akademischen Prototypen bleibt, wie in der Informatik leider allzu oft üblich – bis jetzt ist ja auf der Homepage des Projekts wenig konkretes zu erfahren und der Aufruf zu einem Workshop 2006 ist ja auch nicht mehr ganz aktuell.

Wikipedia in der Titanic-Humorkritik – fast

26. Mai 2007 um 03:06 6 Kommentare

Seit einigen Jahren warte ich schon auf eine angemessene Auseinandersetzung der Titanic mit der Wikipedia (nicht umgekehrt!) – schließlich können bei beiden jeder „Hans“ und „Fritz“ (gerne auch „Oliver“, „Martin“ und „Thomas“) einfach so mitschreiben und im Besten Fall dem „Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ behilflich sein. Nach einem albernen Vandalismus-Aufruf beim Titanic-Parasiten „Partner Titanic“ (gähn, Quatsch in Wikipedia-Artikel reinschreiben, wie originell…) hat es Wikipedia – wenn auch nur randthematisch – ins Herz der Satirezeitschrift geschafft. Unter der Ãœberschrift „Ãœber das Volksvermögen“ widmet sich Adorno Hans Mentz den Wikipedia-Ablegern Kamelopedia, Stupipedia und Uncyclopedia. Die Kamelopedia kommt dabei nicht so gut weg (während ich nicht nur wegen meiner Vorliebe fürs Dadaistische, schon vor allem wegen der Erfindung des Bevölkerungsdöner da nicht zustimmen kann), dafür wird Uncyclopedia empfohlen, weil „die Seite international ist und Beiträge in rund vierzig Sprachen enthält“ – wo findet man beispielsweise sonst wissenswertes zu Hitler in so vielen Sprachen?

Weniger offensichtlich ist, dass Wikipedia selbst eine Fülle von komischen Inhalten, Diskussionen und Begebenheiten bereithält, wie zum Beispiel das Best of OTRS oder meine (bislang erfolglosen) Versuche, den Begriff „Humorkritik“ vor einer Löschung zu bewahren. Hier die letzte Version aus meiner Feder, falls sich jemand traut, das Thema doch noch mal in Wikipedia zu behandeln, einfach kopieren:
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Kommt das Internet ins Grundgesetz um letzteres besser umgehen zu können?

24. Mai 2007 um 01:03 1 Kommentar

Pünktlich zum 48. Jahrestag des Grundgesetzes, so berichtet der Tagesspiegel, planen Politiker der großen Koalition, ein „Grundrecht für die Freiheit im Internet“. Was erstmal ganz gut klingt, soll allerdings auch dazu dienen, das neu geschaffene Grundrecht besser einschränken zu können, unter Anderem zum Zwecke der „Online-Durchsuchungen„). Zudem ist noch nicht klar, was für eine Freiheit gemeint ist: „Wir brauchen die Erweiterung des Grundrechtsschutzes in der virtuellen Welt. […] Wir brauchen es, wissen aber noch nicht wie“, wird Ralf Göbel (CDU) zitiert. Tja, mit der Freiheit ist das so eine Sache, Georg Kreisler hat es wunderbar ausgedrückt: „Meine Freiheit muss noch lang nicht deine Freiheit sein. Meine Freiheit: Ja! Deine Freiheit: Nein! Meine Freiheit wird von der Verfassung garantiert, deine hat bis jetzt nicht interessiert.“ (wer das Lied noch sicht kennt: anhören!) Das neue Grundrecht (bzw. seine Einschränkung) soll möglicherweise in Artikel 13 untergebracht werden. Der Artikel über die Unverletzlichkeit der Wohnung wurde bereits 1998 mit dem so genannten „Großen Lauschangriff“ ad absurdum geführt. [via infobib, das sich mit Artikel 5 der Informationsfreiheit und Zensur widmet, und via Chaoslinie].

ISI/IUK 2007 als Offline-Konferenz 1.0

23. Mai 2007 um 10:55 2 Kommentare

Nach Aussagen der Veranstalter wird es auch auf der ISI 2007 / IUK 2007 nächste Woche in Köln (ich spreche am Freitag über Tagging, Folksonomy & Co – Renaissance of Manual Indexing?) Internet aus „FH-internen, netztechnischen Sicherheitsgründen“ nur von den Präsentationsrechnern und Internet-Cafe-Rechnern geben. Konferenzblogging (2004!) ist wohl ein Fremdwort. Fehlt noch, dass es Stühle nicht in jedem Vortragsraum sondern nur im „Sitz-Cafe“ gibt, Unterhaltungen nur im „Unterhaltungs-Cafe“ möglich sind und Notizen aus Sicherheitsgründen nur auf ausgegebenem Papier erlaubt sind. Die ISI/IUK ist mit ihrer Unfähigkeit, eine grundlegende Infrastruktur bereitzustellen wie Lambert gut darstellte leider kein Einzelfall. Bei Veranstaltungen im Informationsbereich ist es allerdings besonders peinlich und zeigt, dass das Internet anscheinend noch immer nicht verstanden wurde. Na dann gibt es für Informationssuchende, die nach ISI 2007 / IUK 2007 recherchieren eben erstmal diesen Beitrag zu lesen anstatt von Besuchern der Konferenz erstellte Berichte, Fotos und Diskussionen.

P.S: Die Vortragsfolien sind inzwischen bei Slideshare.

Datenvisualisierung mit Digg Labs, GE Earth, Many Eyes, Swivel etc.

23. Mai 2007 um 01:17 3 Kommentare
Digg Labs Stack
Demo von GE-Graph

Via Documentación, biblioteconomía e información (ausgehend von einer Kurzdarstellung der spanischen Biblioblogosphäre) bin ich auf das anscheinend schon einige Monate alte Digg Labs gestoßen. So richtig konnte ich mit Digg ja noch nie etwas anfangen aber die Möglichkeiten der Visualisierung sind schon interessant und es wird auch eine API bereitgestellt, um selber mit den Daten herumzuspielen. Noch interessanter als das Auslesen von Daten finde ich allerdings Anwendungen, in die Daten zur Visualisierung eingespielt werden können, wie das hier schon erwähnte Many Eyes und das vergleichbare swivel, sowie zum Beispiel GE Graph für Google Earth. Zu erwähnen ist auch das auf UN-Daten spezialisierte Gapminder (siehe dazu bei Flying sparks. Nur auf einen guten Dienst für die allgemeine Darstellung von Graphen warte ich noch – Daten gäbe es genügend.

ARD/ZDF-Online-Studie 2007

21. Mai 2007 um 19:08 2 Kommentare

Wie aus der ARD/ZDF-Online-Studie 2007 vom Anfang diesen Monats hervorgeht, nutzen in Deutschland mit 40,8 Millionen inzwischen 62,7 Prozent der Bevölkerung das Internet. Dabei ist die absolute Zahl der surfenden Senioren (über 60) mit 5,1 Millionen (25,1 Prozent) höher als die der 14-19-Jährigen mit 4,9 Millionen (95,8 Prozent). Allerdings sind Frauen sind noch immer sowohl weniger (17,7 statt 21 Millionen) als auch kürzer online (93 statt 139 Minuten pro Woche). Ob allerdings alle diese Menschen bereit sind, täglich neue Web 2.0-Dienste auszuprobieren, zumal mehr als die Hälfte (52 Prozent) keinen Breitband/DSL-Anschluss verwenden, wage ich zu bezweifeln.

Interesse an der Möglichkeit, aktiv Beiträge zu verfassen und ins Internet zu stellen (Frauen, 2006)

Unter dem Titel „Web 2.0“ (Seite 18/19) werden das „Interesse an der Möglichkeit, aktiv Beiträge zu verfassen und ins Internet zu stellen“ (sehr bis gar nicht interessant, siehe Grafik rechts), „Genutzte Internetangebote zu Web 2.0“ (Wikipedia, Weblogs und Fotogalierien) und die „Häufigkeit der Nutzung von Web 2.0-Angeboten“ (häufig, gelegentlich, selten) ausgewertet. Ich habe die Daten mal bei manyeyes hochgeladen. Interesse an Wikipedia haben etwa ein Viertel aller Onliner (häufig: 14, gelegentlich: 11, selten: 7) Die Studie wird seit 1997 vom Institut für Medien- und Marketingforschung erstellt und enthält noch weitere interessante Ergebnisse z.B. zur Sozialstruktur. Befragt wurden 1820 wahrscheinlich repräsentative Personen (2006). Wie die meisten Leser dieses Blogs gehöre ich wahrscheinlich der in der in der Studie beschriebenen Klasse der „Jungen Hyperaktiven“ (Durchschnittsalter 27 Jahre, 77 Prozent männlich, Internetnutzungsdauer pro Tag mehr als vier Stunden, Anteil der Onliner 2006: 8,1 Prozent) an.