Begriffssysteme, Ontologien und ihr gemeinschaftlicher Aufbau mit Wikis
27. Mai 2007 um 13:06 2 KommentareVor inzwischen gut 4 Jahren habe ich mich im Rahmen einer Studienarbeit im Diplomstudiengang Informatik mit verschiedenen Arten von Begriffssystemen beschäftigt. Ausgangspunkt war der mangelnde Austausch zwischen Informationswissenschaft und Informatik im Bereich der Wissensorganisation: Während die Informatiker plötzlich alles „Ontologie“ nannten und mit der unreflektierten Neuerfindung des Rades Forschungsgelder einkassierten, hinkten die Informationswissenschaftler der technischen Entwicklung um Jahre hinte (syptomatisch unter Anderem daran erkennbar, dass viele Thesauri bislang nur auf Papier erhältlich sind).
Die Situation bessert sich inzischen, wenn auch nur langsam. So ist beispielsweise beim Thema Tagging (früher: Indizierung/Indexierung) momentan Ähnliches zu beobachten, weshalb ich mit den Versuch einer umfassenderen Typologie von Indexierungssystemen gewagt habe. Im Tagungsband der letzten DGI-Online-Tagung ist nun ein feiner Artikel von Katrin Weller aus dem Ontoverse-Projekt zum „Kooperativen Ontologieaufbau“ erschienen, der sich in Bezug auf die Begriffsverwirrung in der Ontologieforschung und der Notwendigkeit einer Zusammenarbeit zwischen den Disziplinen meiner damaligen Beurteilung anschließt.
Der Artikel ist ebenso wegen Wellers Ausführungen zum gemeinschaftlichen Ontologieaufbau und der dafür angedachten Verwendung von Wikis zu empfehlen. Im Forschungsprojekt Ontoverse soll eine Wiki-Plattform zur gemeinschaftlichen Erstellung und Pflege von Ontologien entwickelt werden, die „inter-ontologische“ (Aufarbeitung von Wissen innerhalb eines abgegrenzten Themenbereiches) und „intra-ontologische“ (Interoperabilität zwischen verschiedenen Ontologien) Aspekte in Beziehung setzt und „die Konsensbildung und den Diskurs im Rahmen des Ontologieaufbaus unterstützt“. Zwar fehlen im Artikel etwas konkretere Beispiele und einige bereits existierende Ansätze wie beispielsweise Semantic MediaWiki oder bisherige Versuche, einfache Thesauri und Klassifikationen mit Wikis zu verwalten, bleiben unerwähnt, aber es handelt sich ja auch nur um eine erste Einführung.
Ich bin gespannt auf die Ergebnisse des Ontoverse-Projekts und hoffe, dass es nicht bei rein akademischen Prototypen bleibt, wie in der Informatik leider allzu oft üblich – bis jetzt ist ja auf der Homepage des Projekts wenig konkretes zu erfahren und der Aufruf zu einem Workshop 2006 ist ja auch nicht mehr ganz aktuell.
The many standards for structured vocabularies for information retrieval
1. Mai 2007 um 19:46 1 KommentarI am currently browsing through the draft of British Standard BS 8723: Structured vocabularies for information retrieval, part 3 (Vocabularies other than thesauri) and 4 (Interoperability between vocabularies). I must confess that reading standards is mostly a pain, especially this old-fashioned pre-web standards in information retrieval. I tried to find out the ancestors of BS 8723 but it took me almost hours. There are dozen of poorly documented related standards and versions (BS 5723, BS 6723, ISO 2788, ISO 5964, DIN 1463, ANSI/NISO Z39.19, AFNOR Z 47 etc.) and most of them are not freely available (and the only available standards are paper-centered PDF instead of web-centered HTML/XML). A standard that is not accesible is pretty worthless! I often complain about the Semantic Web community that ignores most of traditional information retrieval – but they understandably ignore previous results: If traditional information retrieval has not even achieved to visibly and clearly document its own standards on the web – what is it worth for? A general overhaul is necessary: SKOS and collaborative tagging are only two representatives of this change. I fear that BS 8723 will not be part of the new times unless it becomes available Hypertext.
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