Enzensberger löst Gipfeltreffen-Problematik

28. Mai 2007 um 12:09 2 Kommentare

Einen zuvorkommenden Vorschlag zum Gifpeltreffen der G-8 und anderer Gifpel nicht nur von „G 4, G 6, G 7, G 10, G 12 oder G 20“ unterbreitet Hans Joachim Magnus Enzensberger in Spiegel Online. Dass der Gipfel in dieser Form für keinen der Teilnehmer und Demonstranten ideal ist, dürfte offensichtlich sein. Enzensberger fragt sich, ob es „angenehm [sei], mehrere Tage in einem Gefangenenlager, mag es auch noch so luxuriös ausgestattet sein, zu verbringen“ und weist darauf hin, dass die Gifpelteilnehmer „sicher ohne dass Sie es bemerken, wie eine Besatzungsmacht auf[treten]“.

Während Sie endlose Sitzungen, Ansprachen und Galadiners über sich ergehen lassen müssen, wird vor der Tür ein Ausnahmezustand verhängt, der sich nur schwer mit den Garantien unserer Verfassung vereinbaren lässt. Zehntausende von Bewaffneten stehen vor Ihnen stramm. Es werden Straßensperren errichtet und Ausgangsverbote erlassen. Der öffentliche Raum ist enteignet. Weiträumige Demonstrationsverbote, lückenlose Überwachung, vorbeugende Verhaftungen sind, schon lange bevor Ihre Hubschrauber eintreffen, nicht die Ausnahme, sondern die Norm. Nicht nur legen derartige Veranstaltungen ganze Millionenstädte lahm; auch friedliche Dörfer werden routinemäßig in den Belagerungszustand versetzt. Erinnerungen an Krieg und Diktatur werden wach, was bei Zartfühlenden zu allerlei Missverständnissen führen kann.

Die Lösung, mit der eigentlich alle gut leben könnten: Drei sorgfältig ausgewählte, abgelegene Inseln, die „Exklusivität und ein unbeschwertes Beisammensein ermöglichen […] und gewiss ließe sich auch ein exterritorialer Status leicht vereinbaren, so dass Sie auf etwaige Verfassungsprobleme keine Rücksicht zu nehmen brauchten.“ Die Sicherheit ließe sich mit „Ãœberwachungssatellit, eine[r] Batterie erprobter Abwehrraketen, eine[r] Staffel von Kampfflugzeugen und ein paar Kriegsschiffe[n]“ sicherstellen und günstiger als die Millionenschweren Einschränkungen von Grundrechten dürfte es auch werden.

Aber wahrscheinlich ist dieser Vorschlag zu einfach, als dass er sich politisch durchsetzen ließe. Bleibt wenigstens die praktisch verwertbare Schlußfolgerung, dass Enzensberger wunderbare Essays schreibt. [mehr bei Spiegel Online]

In der Gipfelbibliothek, auf die netbib hinweist findet sich übrigens bislang kein Werk von Enzensberger.