Wikipedia in der Titanic-Humorkritik – fast

26. Mai 2007 um 03:06 6 Kommentare

Seit einigen Jahren warte ich schon auf eine angemessene Auseinandersetzung der Titanic mit der Wikipedia (nicht umgekehrt!) – schließlich können bei beiden jeder „Hans“ und „Fritz“ (gerne auch „Oliver“, „Martin“ und „Thomas“) einfach so mitschreiben und im Besten Fall dem „Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ behilflich sein. Nach einem albernen Vandalismus-Aufruf beim Titanic-Parasiten „Partner Titanic“ (gähn, Quatsch in Wikipedia-Artikel reinschreiben, wie originell…) hat es Wikipedia – wenn auch nur randthematisch – ins Herz der Satirezeitschrift geschafft. Unter der Ãœberschrift „Ãœber das Volksvermögen“ widmet sich Adorno Hans Mentz den Wikipedia-Ablegern Kamelopedia, Stupipedia und Uncyclopedia. Die Kamelopedia kommt dabei nicht so gut weg (während ich nicht nur wegen meiner Vorliebe fürs Dadaistische, schon vor allem wegen der Erfindung des Bevölkerungsdöner da nicht zustimmen kann), dafür wird Uncyclopedia empfohlen, weil „die Seite international ist und Beiträge in rund vierzig Sprachen enthält“ – wo findet man beispielsweise sonst wissenswertes zu Hitler in so vielen Sprachen?

Weniger offensichtlich ist, dass Wikipedia selbst eine Fülle von komischen Inhalten, Diskussionen und Begebenheiten bereithält, wie zum Beispiel das Best of OTRS oder meine (bislang erfolglosen) Versuche, den Begriff „Humorkritik“ vor einer Löschung zu bewahren. Hier die letzte Version aus meiner Feder, falls sich jemand traut, das Thema doch noch mal in Wikipedia zu behandeln, einfach kopieren:


Humorkritik ist die kritische Beurteilung von mit [[Humor]] und [[Komik]] verbundenen Sachverhalten. Die Bezeichnung wurde er von der [[Neue Frankfurter Schule|Neuen Frankfurter Schule]] durch eine regelmäßige Rubrik im Satire-Magazin „[[Titanic (Zeitschrift)|Titanic]]“ geprägt.

Häufig tritt Humorkritik als eine Form von [[Kunstkritik]] auf, beispielsweise durch [[Rezension]]en von Büchern ([[Literaturkritik]]), Filmen ([[Filmkritik]]) und Veranstaltungen. Aber auch unfreiwillige Komik kann einer Kritik unterzogen werden, weshalb sich Humorkritik nicht nur auf Kulturprodukte beschränkt. Gleichzeitig leistet die Humorkritik durch Einordnung und Vergleich einen Beitrag zur [[Humortheorie]].

Humorkritik ist – zumindest im deutschen Sprachraum – nicht sehr verbreitet. Sie darf nicht mit dem bloßen Austausch von Meinungen über Witziges verwechselt werden. Die Etablierung einer allgemein akzeptierten Humorkritik wird dadurch erschwert, dass die Meinungen über das, was komisch sei, mitunter weit auseinander gehen (beispielsweise bei [[schwarzer Humor|schwarzem Humor]] und [[Satire]],) und dass auch keine allgemein anerkannte Humortheorie existiert.

Das bekannteste deutschsprachige Forum für Humorkritik ist die gleichnamige Rubrik im Satiremagazin [[Titanic (Magazin)|Titanic]]. Unter dem [[Pseudonym]] „Hans Mentz“ mit einem (durch Spitzbart verfremdeten) Foto von [[Theodor W. Adorno]] veröffentlichten verschiedene Autoren Kritiken hauptsächlich zu Publikationen wie Büchern und Fernsehserien. Die Kolumne wurde mehrere Jahre lang hauptsächlich von [[Robert Gernhardt]] verfasst, der als führender deutscher Humorkritiker galt.

Literatur

6 Comments »

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  1. Ach, Adorno ist das? Ich nehme an, dass das neue Bild mit Gernhardts Tod zusammenhängt? Über den Verriss der Kamelopedia habe ich mich aber gefreut. Schönen Gruß!

    Comment by Vlado — 5. Juni 2007 #

  2. Das Original des alten Bildes gibt es unter Anderem hier und hier. Das neue Bild habe ich noch nicht gefunden, aber hier hat er zumindest die gleiche Brille. Wunderbar finde ich in Titanic auch die Artikel zu vergessenen Komikern und anderen interessanten Personen, wie zum Beispiel über Ludwig Manfred Lommel in der Januar-Ausgabe.

    Comment by jakob — 5. Juni 2007 #

  3. Da isser. Der „geheime“ Parameter &imgtype=face bei der Google-Bildersuche hilft, siehe auch Google Blogoscoped. Danke für die zeno.org-Kommentare, mehr dazu morgen.

    Comment by Vlado — 7. Juni 2007 #

  4. […] genau einem halben Jahr schrieb ich über das Verhältnis von Wikipedia und Titanic-Magzin. Mit dem aktuellen Dezember-Heft […]

    Pingback by Wer nichts weiß, muss alles glauben « Jakoblog — Das Weblog von Jakob Voß — 26. November 2007 #

  5. lustig finde ich, daß hans mentz‘ bart in jeder humorkritik zu wachsen scheint… witze mit bart werden ja oft genug in der humorkritik besprochen.

    Comment by werber — 2. Dezember 2007 #

  6. […] hat den Vorgang schon vor einigen Wochen anschaulich illustriert ; bald kann ich eine Kategorie Wikipedia & Titanic […]

    Pingback by So funktioniert die Informationsgesellschaft « Jakoblog — Das Weblog von Jakob Voß — 14. Februar 2009 #

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