Wikisource im DFG-Viewer dank Schnittstellen

31. März 2008 um 14:52 3 Kommentare

Der DFG-Viewer ist eine relativ neue Webanwendung zur Anzeige von Digitalisaten. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt soll bei der Etablierung von Standards für Digitalisierungsprojekten helfen – und macht das dank Webservices und offener Standards schon recht gut.

Angestoßen von einem Hinweis auf die Sammlung Ponickau an der ULB Sachsen-Anhalt und eine anschließende Diskussion um die andauernden Verwirrungen bezüglich URI, URN, URL Identifikatoren und Lokatoren, habe ich mir den DFG-Viewer etwas näher angesehen. Die Darstellung sieht nicht ganz so cool aus, wie bei The Open Library, dafür gibt es offene Schnittstellen. Digitalisate können dem Viewer per OAI oder direkter URL im METS/MODS-Format übergeben werden. Die einzelnen Seiten eines digitalisierten Buches und dessen innere Struktur (Gliederung) lassen sich dann durchblättern. Eine Volltextsuche ist anscheinend noch nicht implementiert und es fehlt eine eigene Zoom-Funktion; bislang ist es nur möglich zwischen verschieden großen Auflösungen zu wechseln, falls diese vom Repository ausgeliefert werden.

Ein Exemplar des auf INETBIB als Beispiel genannten Buches mit der VD17-Nummer 32:623995L ist in Halle digitalisiert vorhanden. Die Metadaten des Digitalisates können per OAI in METS/MODS abgerufen werden. Ãœbergibt man nun dem DFG-Viewer die URL, kann das Digitalisat im DFG-Viewer betrachtet werden. Im Moment ist noch ein Schritt Handarbeit notwendig, da im DFG-Viewer ein falscher (?) OAI-Server für Halle eingetragen ist, aber grundsächtlich funktioniert das Mashup. 🙂

Statt spaßeshalber eine METS-Datei mit Pornobildchen zusammenzustellen, um sie im DFG-Viewer anzeigen zu lassen, habe ich mir ein zufälliges Digitalisat von Wikisource vorgenommen. In Wikisource gibt es für jedes Digitalisat eine Indexseite, auf der einige Metadaten und die Seiten der digitalisierten Vorlage aufgelistet sind. Aus dieser Seite kann eine METS/MODS-Datei erzeugt und an den DFG-Viewer geschickt werden. Zwei bis drei Stunden später steht ein einfaches Perl-Skript, dass aus der Index-Seite in Wikisource eine METS-Datei erzeugt. Und so sieht es im DFG-Viewer aus (Draufklicken=größere Ansicht):

Das ganze ist nur ein schnell gehackter Proof-of-concept. Eine stabile Verwendung der Metadaten aus Wikisource sollte aus einer OAI-Schnittstelle bestehen, die METS/MODS liefert (und MABXML für ZVDD). Falls jemand Interesse hat (Bachelor/Diplomarbeit, eigenes Projekt etc.), biete ich gerne meine Unterstützung an – umsetzen muss er es jedoch erstmal jemand anderes da ich nicht dauernd nur neue Projekte anfangen kann. 🙁

Mein Vetter, digitalisierter Gefangener der Gemäldegalerie

26. März 2008 um 11:29 Keine Kommentare

Für die Abteilung „Dinge, die ich nicht brauche, die aber ganz nett wären“, habe ich für meinen Wunschzettel dieses Objekt entdeckt. Da es wahrscheinlich nur mittels eines angeblich „neben Drogen- und Menschenhandel […] einträglichsten“ Verfahrens beschaffbar ist, reicht zur Not auch eine Kopie aus. Beim Wallraf-Richartz-Museum kann man Abzüge und Scans in verschiedenen Varianten online bestellen. Erst kurz vor Abschluss der Bestellung (High-end-scan RGB 300dpi bis 24x30cm/40MB, Verwendung: Veröffentlichung) steht im Kleingedruckten ein Hinweis auf die Entgeltordnung. Demnach kommen ggf. noch zahlreiche undurchsichtige Zusatzgebühren hinzu und die „Internet-Veröffentlichung“ ist sowieso nur mit Aufpreis und für 3 Monate möglich. Mein Vetter sitzt also sozusagen lebenslang – nein: über sein Ableben hinaus! – als Gefangener der Gemäldegalerie aufgrund zweifelhafter Rechtsvorstellungen fest und keine Aussicht auf Befreiung. Keine Aussicht? Der Urheber ist vor mehr als 70 Jahren gestorben, so dass keine Rechtsansprüche mehr bestehen. Ich kann gerne anbieten, sein Grab zu besuchen, um für seine Werke eine Blume niederzulegen. Aber was ich auf keinen Fall machen werde ist, Museen oder Bibliotheken Geld zur Digitalisierung in die Hand zu drücken, ohne dass dabei die Wikimedia-Empfehlungen für Rechte bei Digitalisierungsprojekten beachtet werden. Dann lieber selber digitalisieren.

P.S: Zum Thema „eigenwilliger Umgang mit Digitalisaten“ hat mein Kollege einen wunderbar treffenden und stilistisch sehr unterhaltsam geschriebenen Text des – mir bislang unbekannten – Institut für Dokumentologie und Editorik entdeckt: In diesem PDF ab Seite 18 unten bis Seite 22 🙂

Wettbewerb: Ideen zur Zukunft des Internets

20. März 2008 um 13:58 1 Kommentar

Leider etwas an mir vorbeigegenagen ist der schon seit November letzten Jahres laufende Ideenwettbewerb im Rahmen des Theseus-Projekt mit Einsendeschluss 14. April 2008 [via IB Weblog]. Der Wettbewerb an sich ist aller Kritik am Theseus-Projekt zum Trotz schon mal eine gute Idee! Hier das wichtigste zusammengefasst:

Schaut euch den Fragenkatalog an, ignoriert das Geschwurbel und Technoblabla und sucht euch eine Frage aus, die irgendwie passend klingt. Dann heftig Brainstormen, Drogen einwerfen, Spazieren gehen oder wie auch immer die besten Ideen kommen und anschließend die Geistigen Ausflüsse in verständlicher Form zusammenfassen. Die Teilnahmebedingungen sind:

Die besten Ideen werden mit Geldprämien ausgezeichnet und im Rahmen einer Patenschaft mit einem THESEUS-Konsortialpartner umgesetzt und weiterentwickelt. Es ist vorgesehen, insgesamt bis zu 24 Ideen auszuzeichnen. Die beste Idee soll mit 10.000 €, die Preisträger zwei bis vier mit jeweils 5.000 € prämiert werden. Alle weiteren Preisträger sollen mit 2.500 € ausgezeichnet werden. […] Teilnahmeberechtigt sind natürliche Personen mit Wohnsitz in Deutschland, z.B. Nachwuchs¬wissenschaftler, Studierende, Schüler und freie Entwickler. […] Die Idee sollte auf max. 10 Seiten beschrieben werden. […] Nach Ausfüllen des Anmelde-Formulars kann der Wettbewerbsbeitrag als pdf-Datei hochgeladen werden. Alle Angaben können bis zum Einsendeschluss jederzeit verändert werden. […] Die eingegangenen Wettbewerbsbeiträge werden durch eine Jury mit Beteiligung externer Experten bewertet. Hauptbewertungskriterien sind Qualität der Idee, Innovationsgehalt und Originalität des Ansatzes sowie Umsetzbarkeit. Weitere Kriterien sind Potenzial und Kompetenz des Wettbewerbsteilnehmers, Qualität des Arbeitsplanes und der Ressourcenabschätzung sowie Verwertungs-, Markt- und Anwendungspotenzial.

Übrigens spricht nichts dagegen, gute Ideen von anderswo zu nehmen (natürlich mit Quellenangabe!) und Ideen öffentlich zu diskutieren. Ideen sind zum Teilen da, und wer eine Idee weitergibt kann nur gewinnen (gegen die künstliche Monopolisierung durch Patente und andere Vergewaltigungen des Wissens helfen Freie Lizenzen).

Wem nichts einfällt hier zur Anregung einige Ideen über Ideen.

Länder, die es gar nicht gibt

16. März 2008 um 00:07 Keine Kommentare

Jetzt weiß ich endlich, was das für eine Fahne war, die letzte Woche in Göttingen vor dem Rathaus (sic!) hing, es muss am Montag zum Jahrestag des Volksaufstandes in Lhasa gewesen sein. Am 21. März wurde der Aufstand damals blutig niedergeschlagen – momentan sieht es eher so aus, als ob sich das wiederholen könnte. Laut tagesthemen und Spiegel Online sollen sich die Demonstraten bis Dienstag selber bei der Polizei melden, dann werden sie wahrscheinlich ein bischen weniger gefoltert als jene, die erst später durch die Film- und Fotoaufnahmen identifiziert werden.




Am 22. März diesen Jahres sind in Taiwan Präsidentschaftswahlen und gleichzeitig wird ein Referendum darüber abgehalten, ob das faktisch seit Jahrzehnten unabhängige und seit 1987 demokratische Land sich zukünftig als „Taiwan“ statt als „Republik China“ um Aufnahme in die Vereinten Nationen bemühen soll. Der Antrag wird aber sowieso immer abgelehnt, da es niemand mit China verscherzen möchte. Weil die Deutsche Regierung beim Ablehnen immer brav mitmacht und auch in ihrer Tibet-Politik eher der Wirtschaft vor den Menschenrechten Priorität einräumt, gab es diesen Januar ein Lob aus Peking. Man muss jedoch zugeben, dass in Taiwan die Frage der Unabhängigkeit vor allem innenpolitisch mißbraucht wird. Wie es aussieht wird bei der Wahl die Opposition gewinnen, die inzwischen zu einem Boycott des Referendums aufruft. Mit Taiwans Unabhängigkeit hat das weniger zu tun als damit, dass der jetzige Präsident in den größeren Korruptionsskandal verwickelt ist als die Opposition. Eine Beschreibung der Taiwanesischen Verhältnisse (und das was die Taiwanesen tatsächlich interessiert) gibt es im Blog von Rüdiger Teichert.

Ähnlich wie Taiwan wird es dem Kosovo ergehen, eine genaugenommen völkerrechtswidrig von Serbien abgespaltene Region, die momentan ein eigener Staat wird, aber keinen Sitz bei den Vereinten Nationen bekommt und nur von einigen anerkannt wird. Im Gegensatz zu Taiwan ist die EU hier offener, schließlich wandert die Aufbauhilfe für den Kosovo wieder über Aufträge an Europäische Firmen, während Serbien sich lieber von Russland kaufen lässt.

Von Tibetern und Taiwanesen in Göttingen weiß ich nichts, habe dafür aber auf der Suche nach Göttinger Weblogs grade den Blog der Nepalesen in Göttinger entdeckt – das Land wird im Gegensatz zu Tibet, Taiwan und Kosovo von allen anderen Staaten anerkannt obgleich es auch kein Musterknabe ist. Was schließlich alle hier genannten vereinigt (selbst Göttingen) ist die Korruption, weshalb ich mein Geld auch lieber Transparency International spende als irgendwelchen letzendlich nationalistischen Freiheitsbewegungen. Der letzte Eintrag der Presseschau von TI verweist übrigens auf einen Artikel zum Korruption im Sport – womit sich der Kreis die fünf Ringe schließen.

Bücher, die ich schon mal ausgeliehen hatte…

15. März 2008 um 15:38 1 Kommentar

Haftgrund berichtet, dass es in Wiener Büchereien „aus Datenschutzgründen“ nicht mehr möglich ist, im Bibliothekssystem auf Wunsch die Titel zu speichern, die man in der Vergangenheit schon mal ausgeliehen hatte. Schön, dass Bibliotheken anders als die meisten Webanbieter auf Datenschutz achten und nicht bis in alle Ewigkeiten speichern, wer wann was gemacht hat. In diesem Fall ist die Begründung aber wohl eher vorgeschoben, schließlich klingt „Datenschutz“ auch kompetenter als „unsere Software kann das nicht und/oder wir wissen nicht wie man sowas technisch umsetzt“. Die Möglichkeit, alle ausgeliehenden Bücher automatisch in einer Liste abzuspeichern, ist meinem Eindruck nach in Bibliotheken ebenso nützlich wie selten.

Wie Edlef bemerkt, kann man ausgeliehene Bücher ja auch „in citavi, Librarything oder beliebigen anderen Literaturverwaltungssystemen für sich selbst [speichern]“ – was prinzipiell tatsächlich die bessere Variante ist. Nur sollten Bibliotheken Nutzer dabei nicht in „kenn wa nich, wolln wa nicht, ham wa nich, geht nich“-Manier abspeisen, sondern aktiv für die Verknüpfung von Bibliothekssystemen mit Literaturverwaltungssystemen sorgen. Alles was über ein Feld „Ausleihen automatisch bei BibSonomy/LibraryThing/etc. eintragen“ im Benutzerkonto hinausgeht, ist nicht zumutbar und überflüssig.

Ein Lösungsansatz gemäß Serviceorientierter Architektur sähe folgendermaßen aus:

Das Ausleihsystem bekommt eine Webschnitttstelle, über die Nutzer abfragen können, welche Medien sie zur Zeit ausgeliehen haben. Wenn dabei RSS oder ATOM eingesetzt wird (natürlich nur über HTTPS und mit Passwort), sollten gängige Feed-Aggregatoren damit klarkommen. Bisher muss der Zugang zum Ausleihsystem für jede Anwendung wie Bücherwecker einzeln gehackt werden, was mühsam und fehleranfällig ist. Die ausgeliehenen Werke sollten (per URL-Parameter steuerbar) in möglichst vielen Datenformaten beschrieben werden. Prinzipiell reicht aber auch die Standard-Kurztitelanzeige und ein Identifier, mit dem z.B. über unAPI weitere Details in verschiedenen Datenformaten angefordert werden können. Zusätzlich zu diesem Pull-Verfahren sollte die Möglichkeit gegeben werden, á la Pingback andere Dienste zu benachrichtigen sobald ein Benutzer ein Medium ausgeliehen hat.

Den Rest (das automatische Eintragen in eine Literaturverwaltung) kann – und sollte – bei gegebenen APIs eine eigene Anwendung übernehmen. Es würde mich nicht wundern, wenn die fixen Entwickler von LibraryThing das selber basteln oder sich ein Student im Rahmen einer Diplom- oder Bachelorarbeit daran setzt. Sobald saubere, einfache Schnittstellen verfügbar sind, ist der Aufwand für neue „Mashups“ und Zusatzdienste minimal.

Wikipedia-Artikel falsch in WorldCat

14. März 2008 um 01:35 2 Kommentare

Ok, WorldCat ist schon eine feine Sache und momentan auf jeden Fall besser als alles in Google Buch-Suche zu packen (was auch eine Möglichkeit wäre) – aber ganz so einfach wie OCLC sich das vorstellt, ist der Betrieb eines Verbundkataloges doch nicht. Mathias hat mich gerade darauf aufmerksam gemacht, dass dort einige hundert falsch katalogisierte Wikipedia-Artikel eingetragen sind. Sicherlich gibt es Anwendungsfälle, in denen die Aufnahme von Wikipedia-Artikeln in einen Bibliothekskatalog sinnvoll ist und sicherlich gibt es richtige Arten, Wikipedia-Artikel zu katalogisieren. Die Einträge bei WorldCat sind keins von beidem – man beachte allein die falsche Herausgeberangabe! Die Möglichkeit, einzelne Versionen von Wikipedia-Artikeln zu zitieren ist sowieso anscheinend völlig unbekannt. Ãœbrigens nehmen auch einige Repositories Wikipedia-Artikel auf, bei OAISter sind mir vor einiger Zeit einige Datensätze untergekommen.

Freie Katalogdaten und Erschließungsmittel

12. März 2008 um 23:57 1 Kommentar

Die Open Knowledge Foundation setzt sich für freie Daten ein, also Daten die wie Freie Inhalte oder Freie Software ohne Beschränkung weiterverarbeitet, verändert und weiterverbreitet werden dürfen. Letzten Herbst hat sie dazu einen Guide to Open Data Licensing erstellt. Damals wurde der Entwurf einer Lizenz für Freie Daten von Talis und Creative Commons diskutiert – die Hintergründe gibt es unter Anderem bei Talis beschrieben und eine kurze Zusammenfassung bei Peter Suber.

Auf dem jährlichen Treffen der Open Knowledge Foundation am Samstag (15.3.2008) in London soll nun soweit ich es verstanden habe, im Rahmen von Open Data Commons die „Open Data Commons Public Domain Dedication and Licence“ (PDDL) verabschiedet werden. Ein Beispiel für Daten, die mit dieser Lizenz explizit als Public Domain oder Freie Daten gekennzeichnet werden sollten sind bibliografische Katalogdaten.

Letzte Woche gab es im OKF-Blog einen Artikel über Freie Katalogdaten – bisher sieht es trotz öffentlicher Förderung von Bibliotheken schlecht aus – nirgendwo kann explizit der gesamte Katalog heruntergeladen werden. Vielleicht hilft ja das Informationsfreiheitsgesetz – eine öffentliche Einrichtung, die Bücher verwaltet, sollte wenigstens einen vollständigen Bestandskatalog zur Verfügung stellen. Wirklich freie Bibliothekskataloge gibt es also bislang leider nicht.

Neben bibliografischen Daten nehmen die Erschließungsmittel eine zunehmende Rolle ein. Hier entstehen zur Zeit offene Alternativen und Bibliotheken sollten sich fragen, welche Rolle ihre Normdaten, Klassifikationen und Schlagwortsysteme in Zukunft noch haben werden, wenn sie nur eingeschränkt nutzbar sind. Ein Beispiel für ein nicht nutzbares Erschließungssystem nennt Anthony Williams der von Peter kommentiert wird: Die American Chemical Society (ACS) verbietet es, die CAS-Nummern weiterzuverbreiten, mit denen Chemische Verbindungen identifiziert werden. Wenn die ACS mit ihrer Meinung Recht hat, können in Wikipedia-Artikeln über Chemikalien keine CAS-Nummern aufgenommen werden – obwohl sich darüber viele weitere Informationen finden ließen, schließlich sind CAS-Nummern sowas wie „Telefonnummern der Chemischen Welt„.

Tja, anscheinend ist an verschiedenen Stellen noch einiges an Aufklärungsarbeit zu leisten.

Bibliotheken in LibraryThing mit LibraryThing Local

12. März 2008 um 16:38 Keine Kommentare

LibraryThing ist vor allem für Öffentliche Bibliotheken wunderbar geeignet – ich hoffe, dass bald mal eine größere Stadtbücherei einsteigt, bislang ist ja Nordenham einsamer Vorreiter. Bisher hat noch niemand die Einbindung in den OPAC mit LibraryThing for Libraries umgesetzt. Schade, dass AbeBooks (zu 40% Anteilseigner an LibraryThing) laut Ausstellerverzeichnis nicht auf der Leipziger Buchmesse ist – ein direkter Ansprechpartner würden deutschen Bibliotheken sicher helfen.

Das neueste Feature (und Anlass dieses Beitrags) ist „LibraryThing Local“: dort lassen sich nette kleine Buchhandlungen, Bibliotheken, literarische Veranstaltungen und sonstige Orte mit Bezug zu Büchern und Lesen eintragen [via netbib]. Aus Berlin hat die Möglichkeit zum Beispiel Marius entdeckt, der darauf hinweist, dass in der Stadtteilbibliothek Berlin-Buch eine Lesung stattfindet. Jetzt müssten diese Daten noch irgendwie mit anderen Veranstaltungsdiensten wie wevent Venteria verknüpft werden.

Die ungeheure Kraft der Communities und warum ich LibraryThing für Bibliotheken ebenso relevant halte wie Wikipedia zeigt vielleicht folgende Aussage aus dem LibraryThing-Weblog:

This morning, three days after its official launch, LibraryThing Local passed 9,000 venues. (UPDATE: 10,000 13,000 15,000 16,000.)

In this time some 700 members have entered more libraries, bookstores, fairs and other venues than our closest competitor in this space assembled in ten months of work, drawing mostly on chain bookstores and publicists.

Freies Linux-Handy Neo 1973 mit OpenMoko

12. März 2008 um 12:13 4 Kommentare

Angesichts der Verzögerung beim ersten freien Handys „Neo 1973“ von OpenMoko (siehe OpenMoko-Wiki und Fotos) hatte ich die Hoffnung auf ein Linux-Handy schon aufgegeben und war kurz davor, mir ein normalen Mobiltelefon zu kaufen. Seit Wochen bin ich deshalb auf der Suche nach einem einfachen Handy, dass auch als MP3-Player verwendet werden kann (gerne auch Videos) und über einen Standard-Klinkenstecker für Audio (!) und einen (micro-)USB Anschluss zum Aufladen (!) verfügt. Der Speicher für MP3s, Videos und beliebige andere Dateien soll ohne irgendwelche Spezialsoftware per USB zugänglich sein, so dass sich dass Handy mit einem stinknormalen USB-Kabel auch als USB-Stick verwenden lässt. Außerdem sollte wenigstens das Adressbuch unter Linux synchronisierbar sein. Anscheinend ist das zuviel verlangt, denn proprietäre Spezialkabel, Aufladegeräte und Synchronisierungssoftware sind der Normalfall. Wie ignorant die Hersteller in diesem Punkt sind, zeigt die Recherchemöglichkeit nach praktisch allen Eigenschaften der Geräte – außer den von mir geforderten! Ich verlange ja nicht, dass alles Open Source sein muss, aber offene Standards sollten schon sein.

Gestern hat OpenMoko die CAD-Baupläne des Neo 1973 unter der CC BY-SA Lizenz freigegeben – neben der Software ist also auch das Gehäusedesign frei veränderbar. Die für den Massenmarkt geplante, überarbeitete „Neo FreeRunner“ soll noch im „Frühjahr Frühsommer 2008″ verfügbar sein – ich schätze mal, dass heisst dann frühestens im August.

Von der Öko-FDP und warum die Rente sicher ist

10. März 2008 um 03:01 1 Kommentar

Nachdem sich die Grauen Panther auflösen, ist eigentlich als nächstes die Partei der Besserverdienenden an der Reihe. Gegen die Hälfte der eigenen Wählerschaft wird wegen Steuerhinterziehung ermittelt und es gibt inzwischen genügend andere Kleinparteien (Grüne, Linke, SPD). Vielleicht kommt ohne FDP auch mal wieder jemand auf die Idee, dass Liberalismus etwas mit Bürgerrechten zu tun hat anstatt mit dem neoliberalen Rückbaus der Sozialsysteme. Nun fürchten sich die Grünen aufgrund der Schwarz-Grünen Koalition in Hamburg als „Öko-FDP“ erkannt zu werden – dabei reicht dafür doch ein Blick in ihr Parteiprogramm und die Sozialpolitik der rot-grünen Koalition, die sich treffend mit „Hartz IV“ zusammenfassen lässt. Selbst für die Gleichstellung von Mann und Frau hat die CDU mit der Elternzeit (das Einstellungshindernis „Schwangerschaftsrisiko“ gilt jetzt auch für Männer) mehr getan als die Grünen in ihrer gesamten Regierungszeit. Engültig überzeugt, dass die Grünen die neue FDP sind, hat mich die Entdeckung ihrer Position zur Altersvorsorge. Eine Suche auf der Seite der Partei mit der angeknabberten Sonnenblume zum Thema „Rente“ liefert wenig mehr als das Wahlprogramm für die Legislatur 2005-2009, wo es auf Seite 39f. heißt:

Der demografische Wandel verlangt auch einen weiteren Umbau der Rentensysteme. Weniger erwerbstätige Menschen müssen mehr Nichterwerbstätige mitfinanzieren. […] Die gesetzliche Rente wird sich stärker zu einer Basisabsicherung entwickeln. Deshalb werden wir ergänzende private Vorsorge in unterschiedlichen Formen weiter fördern.

Damit plappern die Grünen nach, was von Lobbyorganisationen der Versicherungswirtschaft wie dem Deutschen Institut für Altersvorsorge seit Jahren zur Demontage des Rentensystems wiederholt wird. Während seit Beginn der Industrialisierung dank steigender Produktivität mit immer weniger Arbeit immer mehr Menschen versorgt werden können, soll damit plötzlich Schluss sein. Also wird erstmal der Generationenvertrag gekündigt.

Da die Rente nun nicht mehr ausreicht wird kurz ebenso scheinheilig wie medienwirksam bedauert, dass die staatliche Rente nicht mehr ausreicht und schwupps einen bunten Strauß von privaten Zusatzversicherungen aus dem Zauberhut geholt – haben Rürup, Riester und all die anderen Lobbyisten der Versicherungsbranche schon mal vorbereitet. Die Bürger (bzw. die es sich leisten können!) nehmen das gerne an und merken dank medialer Verblödung nicht, dass sie damit lediglich vorsorgen für die Beteiligten in den Finanzinstituten und „unabhängigen“ Instituten von denen mit Werbekampagnen und Gutachten die Vorteile privater Altersvorsorge gepriesen werden.

Dass auch Privatvorsorge Geld kostet und die Rentenversicherung unterm Strich teurer macht, ist wohl zu simpel. Statt nach dem Solidarprinzip das Geld den Alten zu geben, damit man später ebenso von den dann Jungen versorgt wird, gibt der Michel sein Geld lieber einem Versicherungskonzern. Der gibt es an einen Hedgefont weiter – und plötzlich werden Arbeitsplätze gestrichen oder das Eigenheim zwangsversteigert – na sowas. Die private Altersvorsorge ist dann gleich mit futsch, denn anders als bei der staatlichen Rente wird bei Arbeitslosigkeit nicht weiter eingezahlt sondern es muss unter Verlusten der Vertrag gekündigt werden.

Kein Wunder, dass sich die Partei der Demagogen und Allesversprecher etabliert. Im Gegensatz zu andere(n/m) vertreten die Linken beim Thema Rente ganz vernünftige Positionen.

Zum Abschluss noch was Aufheiterndes: Was ist der Unterschied zwischen einer Wahl in einem autoritären Regimen und einer Wahl bei uns? In einem autoritären Regime gibt es genau eine richtige Stelle, um sein Kreuz zu machen – bei uns gar keine.