Frohe Weihnachten!

24. Dezember 2007 um 12:18 3 Kommentare

An dieser Stelle möchte ich allen schöne Weihnachten wünschen! Hier noch ein paar Fundstücke:

Nun soll man vor Weihnachten ja auch etwas Versöhnliches sagen. Ehrlich gesagt, fällt mir das, was die Regierung angeht, schwer. (Unruhe – Glocke der Präsidentin) Ich habe lange gesucht, ob ich Ihnen nicht ein anspruchsvolles Weihnachtsgedicht mit auf den Weg geben kann. Ich fand das Weihnachtsgedicht von Hoffmann von Fallersleben angemessen, das ich Ihnen nicht vorenthalten will:

Morgen kommt der Weihnachtsmann,
kommt mit seinen Gaben.
Trommel, Pfeife und Gewehr,
ja, ein ganzes Kriegesheer
möcht‘ ich gerne haben.

Aus einer Rede von Wolfgang Gehrcke (siehe Abgeordnetenwatch) in einer Rede (Linke/PDS) während der 208. Sitzung des 14. Deutschen Bundestags am 13. Dezember 2001 zum Mazedonien-Einsatz. Das zitierte Fallersleben-LiedMorgen kommt der Weihnachtsmann“ ist inzwischen eher unter der bereinigten Variante bekannt; von seinem Lied der Deutschen wird schließlich auch nur die dritte Strophe verwandt. gereinigt hat Erich Kästner sein Weihnachtslied betitelt und es unübertrefflich auf den Punkt gebracht:

Morgen kommt der Weihnachtsmann, allerdings nur nebenan.

Ich hoffe, dass ihr alle nebenan seid, wenn der Weihnachtsmann kommt – lasst es Euch gutgehen!

Beate Klarsfeld und Deutsche Bahn als Anti-Antifa

23. Dezember 2007 um 22:15 2 Kommentare

Auf Beate Klarsfeld bin ich zufällig beim Verfassen meines letzten Artikels gestoßen – bekannt wurde sie Ende 1968 durch ihre Ohrfeige gegen Kurt Kiesingers (Bundeskanzler der ersten großen Koalition), um auf dessen unbewältigte Nazivergangenheit hinzuweisen. Beate Klarsfeld ist bis heute weiter antifaschistisch aktiv und hat dazu beigetragen, dass wenigstens einige Nazi-Verbrecher angeklagt wurden (Kiesinger würde ich eher als Mitläufer einstufen) – dafür ist sie in Frankreich ungleich bekannter als in Deutschland. Wer etwas genauer selber recherchiert, wird feststellen, dass es Antifaschismus trotz florierender Gedenkindustrie in Deutschland schwer hat, sobald vor der eigenen Haustür nachgeschaut werden soll. Ein typisches Beispiel ist die Schönigung der Statistik über Straftaten mit rechtsradikalem Hintergrund in Sachsen-Anhalt. Ein anderes ist der Umgang der Deutschen Bahn mit der Initiative 11.000 Kinder, ein anderes Projekt für das sich Beate Klarsfeld eingesetzt hat. Selbst dem sehr abgespeckten Zug der Erinnerung werden von Bahn (und ihrem Inhaber, dem Bund) noch immer Steine in den Weg gelegt. Ich kann die Interviews mit Beate Klarsfeld empfehlen, macht euch einfach selber ein Bild.

Heidelberger Katalog auf dem Weg zu Serviceorientierter Architektur

23. Dezember 2007 um 20:59 4 Kommentare

Die zunehmende Trennung von Bibliotheksdaten und ihrer Präsentation zeigt „HEIDI“, der Katalog der Unibibliothek Heidelberg. Vieles, was moderne Bibliothekskataloge bieten sollten, wie eine ansprechende Oberfläche, Einschränkung der Treffermenge per Drilldown, Permalinks, Exportmöglichkeit (u.A. direkt nach BibSonomy), RSS-Feeds und nicht zuletzt eine aktuelle Hilfe für Benutzer ist hier – zwar nicht immer perfekt, aber auf jeden Fall vorbildhaft – umgesetzt. Soweit ich es von Außen beurteilen kann, baut der Katalog auf zentralen Daten des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB) und lokalen Daten des lokalen Bibliothekssystems auf. Zum Vergleich hier ein Titel in HEIDI und der selbe Titel im SWB-Verbundkatalog. Aus dem Lokalsystem werden die Titeldaten mit Bestands- und Verfügbarkeitsdaten der einzelnen Exemplare angereichter, also Signatur, Medien/Inventarnummer, Standort, Status etc.:

Exemplardaten in HEIDI

Die tabellarische Ansicht diese Daten erinnert mich an WorldCat local, das sich zu WorldCat teilweise so verhält wie ein Bibliotheks-OPAC zu einem Verbundsystem. Hier ein Beispieldatensatz bei den University of Washington Libraries (und der gleiche Datensatz in WorldCat). Die Exemplardaten werden aus dem lokalen Bibliothekssystem als HTML-Haufen per JavaScript nachgeladen, das sieht dann so aus:

Exemplardaten in University of Washington Libraries

Bei HEIDI findet die Integration von Titel- und Exemplardaten serverseitig statt, dafür macht der Katalog an anderer Stelle rege von JavaScript Gebrauch. In beiden Fällen wird eine proprietäres Verfahren genutzt, um ausgehend von einem Titel im Katalog, die aktuellen Exemplardaten und Ausleihstati zu erhalten. Idealerweise sollte dafür ein einheitliches, offenes und webbasiertes Verfahren, d.h. ein RDF-, XML-, Micro- o.Ä. -format und eine Webschnittstelle existieren, so dass es für den Katalog praktisch egal ist, welches lokale Ausleih- und Bestandssystem im Hintergrund vorhanden ist. Die Suchoberfläche greift damit als als ein unabhängiger Dienst auf Katalog und Ausleihsystem zu, die ihrerseits eigene unabhängige Dienste mit klar definierten, einfachen Schnittstellen bereitstellen. Man spricht bei solch einem Design auch von „Serviceorientierter Architektur“ (SOA), siehe dazu der Vortrag auf dem letzten Sun-Summit. Eigentlich hätte beispielsweise die IFLA sich längst um einen Standard für Exemplardaten samt Referenz-implementation kümmern sollen, aber bei FRBR hat sie es ja auch nicht geschafft, eine RDF-Implementierung auf die Beine zu stellen; ich denke deshalb, es wird eher etwas aus der Praxis kommen, zum Beispiel im Rahmen von Beluga. Der Heidelberger Katalog setzt SOA noch nicht ganz um, geht allerdings schon in die richtige Richtung. Beispielweise wird parallel im Digitalisierten Zettelkatalog DigiKat gesucht und ggf. ein Hinweis auf mögliche Treffer eingeblendet. Wenn dafür ein offener Standard (zum Beispiel OpenSearch oder SRU) verwendet würde, könnten erstens andere Kataloge ebenso dynamisch zum DigiKat verweisen und zweitens in fünf Minuten andere Kataloge neben dem DigiKat hinzugefügt werden.

Ein weiteres Feature von HEIDI sind die Personeneinträge, von denen auf die deutschsprachige Wikipedia verwiesen wird – hier ein Beispiel und der entsprechende Datensatz im SWB. Die Verlinkung auf Wikipedia geschieht unter Anderem mit Hilfe der Personendaten und wurde von meinem Wikipedia-Kollegen „Kolossos“ erdacht und umgesetzt. Über einen statischen Link wird eine Suche durch einen Webservice angestossen, der mit Hilfe der PND und des Namens einen passenden biografischen Wikipedia-Artikel sucht. Ich könnte den Webservice so erweitern, dass er die SeeAlso-API verwendet (siehe Ankündigung), so dass Links auf Wikipedia auch nur dann angeboten werden, wenn ein passender Artikel vorhanden ist. Für einen verlässlichen und nachhaltigen Dienst ist es dazu jedoch notwendig, dass der SWB seine Personenangaben und -Normdaten mit der PND zusammenbringt. Natürlich könnte auch nach Namen gesucht werden aber warum dann nicht gleich den Namen einmal in der PND suchen und dann die PND-Nummer im Titel-Datensatz abspeichern? Hilfreich wäre dazu ein Webservice, der bei Übergabe eines Namens passende PND-Nummern liefert. Die Fälle, in denen eine automatische Zuordnung nicht möglich ist, können ja semiautomatisch gelöst werden, so wie es seit über zwei Jahren der Wikipedianer APPER mit den Personendaten vormacht. Hilfreich für die Umsetzung wäre es, wenn die Deutsche Nationalbibliothek URIs für ihre Normdaten vergibt und ihre Daten besser im Netz verfügbar macht, zum Beispiel in Form einer Download-Möglichkeit der gesamten PND.

P.S.: Hier ist testweise die PND-Suche in Wikipedia als SeeAlso-Service umgesetzt, zum Ausprobieren kann dieser Client verwendet werden, einfach bei „Identifier“ eine PND eingeben (z.B. „124448615“).

Open Knowledge Foundation fordert freie Katalogdaten

15. Dezember 2007 um 13:47 Keine Kommentare

Die Open Knowledge Foundation (OKF) hat, wie unter Anderem netbib berichtet in Reaktion auf den Report on the Future of Bibliographic Control der Library of Congress eine Petition für den freien Zugang zu bibliographische Daten veröffentlicht (siehe Hintergrund): „[…] Bibliographic records are key part of our shared cultural heritage. They too should therefore be made available to the public for access and re-use without restriction. […]“. Am 15. März 2008 veranstaltet die Open Knowledge Foundation übrigens die zweite Open Knowledge Conference in London, während Creative Commons heute das 5-jährige feiert.

FH- und Universitäts-Master gleichgestellt

14. Dezember 2007 um 14:26 7 Kommentare

Wie die Konferenz der informatorischen und bibliothekarischen Ausbildungseinrichtungen (KIBA) und die Nachrichten für Öffentliche Bibliotheken in NRW mitteilen, hat die Kultusministerkonferenz bereits im September entschieden, Masterabschlüsse an Fachhochschulen den Masterabschlüsse an Universitäten als Voraussetzung für eine höhere Laufbahn im öffentlichen Dienst gleichzustellen. Na sowas, war das nicht sowieso so gedacht? Eigentlich sollten FH und Uni doch mit dem Umstieg auf Bachelor und Master von den Abschlüssen gleichwertig sein – der Vorteil an einer Uni ist nur, dass man besser über den Tellerrand schauen kann, aber das hängt von jedem Studenten selber ab. Jedenfall bekommt soweit ich es verstanden habe, nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) in Zukunft jemand mit Bachelor-Abschluss Entgeltgruppe E9 bis E12 und jemand mit Master E13 bis E15. Wie es bei Beamten aussieht, habe ich nicht verstanden (ersetzt ein Master-Abschluss ein Referendariat?), aber der Beamtenstatus gehört in Bibliotheken ja sowieso abgeschafft.

An welchen Unis und Fachhochschulen in Deutschland entsprechende Master für den Bibliotheks- und Informationsbereich angeboten werden, geht aus einer Tabelle in der aktuellen Ausgabe von Buch und Bibliothek hervor. Welcher Abschluss tatsächlich sinnvoll und hilfreich ist, lässt sich daraus eher nicht ablesen, das hängt eher von den jeweiligen Studienordnungen und Dozenten ab. Wie wäre es mit einem Bachelor im Bibliothekswesen und einem Master in Informatik (oder umgekehrt)?

Markus Beckedahl im Videointerview

11. Dezember 2007 um 01:55 Keine Kommentare

Ich oute mich hier mal als Fan von Markus Beckedahl, der u.A. mit seinem Blog Netzpolitik.org einen unschätzbaren Beitrag für die deutsche Netzöffentlichkeit liefert. Ein schönes Video-Interview haben mit ihm die Blogpiloten geführt. [via Text&Blog]

Chatbox als Widget im Katalog

10. Dezember 2007 um 11:07 Keine Kommentare

Lambert weist in Netbib auf die Widget-basierte Einbindung einer Chatbox im Katalog hin, wenn eine Suche keine Treffer liefert. Ein schönes Beispiel dafür, wie einzelne Dienstleistungen als eigenständige Services angeboten und kombiniert werden können. Mit der Ende September vorgestellte Universal Widget API (UWA) könnte das etwas einfacher werden. Dass trotz aller Begeisterung nicht jeder Service in jedem Kontext sinnvoll ist, dürfte klar sein – ein Haufen Widgets macht noch keine Bibliothek, dafür sind Bibliothekare notwendig, die eigene Ideen für Services und Widgets entwickeln und bestehende Dienste ausprobieren – die konkrete Programmierung neuer Widgets kann ja gerne Experten überlassen werden, aber Existierendes zusammenführen, Ausprobieren, Diskutieren, und Ideen entwickeln kann nicht einigen Wenigen überlassen werden!

Google-Wikipedia-Connection and the decay of academia

10. Dezember 2007 um 02:49 6 Kommentare

Mathias pointed [de] me to a lengthy and partly ridiculous „Report on dangers and opportunities posed by large search engines, particularly Google“ by Hermann Maurer [de] (professor at the IICM, Graz) and various co-authors, among them Stefan Weber, whose book [de], I already wrote about [de]. Weber is known as well as Debora Weber-Wulff for detecting plagiarism in academia – a growing problem with the rise of Google and Wikipedia as Weber points out. But in the current study he (and/or his colleauges) produced so much nonsense that I could not let it uncommented.
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Keine Angst vorm Atom – wir haben ja Lobbyisten!

8. Dezember 2007 um 01:33 1 Kommentar

Das Deutsche Atomforum hat knapp gewonnen beim Worst EU Lobbying Award in der Kategorie „Worst EU Greenwash Award“. Die Lobbyorganisation versucht im Rahmen der Klimaschutz-Debatte Atomkraft als besonders umweltfreundlich zu verkaufen. Das geht doch viel besser, wie die NDR-Sendung „Extra 3“ (mit blog und podcast) im August treffend vormachte:

Wer nicht nur ein ordentlich oder unordentlich angemeldetes oder nicht angemeldetes „neuartiges Empfangsgerät“ hat (ob bei den Extra-3-Machern viel von meine Gebühren ankommt, bezweifle ich, da das Geld anscheinend für weitere regelmäßige Nachfragen draufgeht), sondern auch einen Fernseher, kann nicht nur die anscheinend hervorragende Sendung Extra-3, sondern auch im ZDF am Sonntag (zum Frühstück von 13:20-14 Uhr) einen Beitrag über Greenwash ansehen.

Übrigens werden nicht nur Politiker und Öffentlichkeit von Lobbyisten gehirngewaschen – denn „die Politik“ (natürlich quatsch – gemeint ist konkret die Bundesregierung) schlägt zurück: mittels Schleichwerbung und vorformulierten Beiträgen, die dank geheimgehaltener Werbeagenturen kommentarlos von anderen Medien übernommen werden. Brauchen Medien bald neben einem Prozessfonds zum Abwehren von Klagen auch einen Hilfsfond, um sich eigene Recherche leisten zu können? Notwendig ist ja auch noch ein Grundkurs in Anonymisierungsdiensten, denn wie u.A. dieser Video-Beitrag (ebenfalls vom NDR) recht gut deutlich macht, sieht es für investigativen Journalismus mit der Vorratsdatenspeicherung düster aus.

Von Göttinger Tier-Feeds und Hannoveraner Bibliotheks-Mashups

6. Dezember 2007 um 17:32 1 Kommentar

Während der soeben beendeten, zweiten VZG-Fortbildung zu RSS, Feeds und Content Syndication (die Folien sind schon mal bei Slideshare) wollte ich bei Feedblendr zur Demonstration einen aggregierten Feed zur Stadt Göttingen zusammenstellen. Als erster Treffer bei Google Blogsearch kam dazu zufälligerweise eine Mitteilung über die in Hamm, Oldenburg und Göttingen verfügbare Onleihe (von der Göttinger Stadtbücherei hatte ich dazu schon gestern eine Mail bekommen). Zu den weiteren Entdeckungen gehört, das Göttinger „Tierheim 2.0„, wo Hunde, Katzen und Kleintiere per RSS-Feed abonniert werden können: „Feed the animals„!

Bei einer Google-Suche nach der (leider etwas schwer auffindbaren) Seite der Bibliothek im Kurt-Schwitters-Forum Hannover bin ich dann auf das Weblog Bibliotheken in Hannover gestoßen, in dem Christian Hauschke und Manfred Nowak vom Workshop „Social Software in hannoverschen Bibliotheken“ berichten. Christians Ausführungen zu Lageplänen mit Google Maps (einen Lageplan in Google Maps einzuzeichnen, dauert auch ohne Vorkenntnisse höchstens zwanzig Minuten) möchte ich um eine Mashup-Idee ergänzen, die ich bereits neulich in meiner Lehrveranstaltung vorgestellt habe: Mit dem Perl-Modul PICA::Record lässt sich der Gesamtkatalog Hannover über SRU nach Bestandsdaten durchsuchen – dazu ist lediglich in diesem Beispielskript die Datenbank 2.92 statt 2.1 auszuwählen. Die so ermittelten Bibliotheken können dann mit etwas Bastelei in Google Maps angezeigt werden. Statt oder neben einer Liste der Bestandsnachweise wird dann zu einem Titel geografisch angezeigt, in welcher Bibliothek das Buch vorhanden ist. Mit Zugriff auf die Exemplardaten in den einzelnen OPACs könnte sogar noch angezeigt werden, ob ausleihbare Exemplare gerade vorhanden sind – wie das im Ansatz geht, steht in diesen Folien.