BibSonomy mit neuer Oberfläche

16. Dezember 2008 um 03:19 4 Kommentare

Seit einigen Tagen (im Blog steht noch nichts?) zeigt sich die Social-Cataloging Plattform BibSonomy mit einer neuen Benutzeroberfläche. Die Schriftgröße ist leider noch immer Augenkrebs und ich kann mich plötzlich nicht mehr per OpenID Delegation anmelden, aber das wird sicherlich auch noch (vielleicht finde ich dann auch heraus, warum mein PhD-Literatur-Account nicht öffentlich einsehbar ist). Social Cataloging kam in der gestrigen Vorlesung zu Social Tagging und (gemeinschaftlicher) Erschließung etwas zu kurz, deshalb sei nochmal darauf hingewiesen, dass die derzeit innovativ aktivsten Dienste zur Verwaltung von bibliographischen Daten keine Bibliotheken sondern LibraryThing und BibSonomy sind. Bibliotheken können dagegen lediglich in Sachen Autorität und Dauerhaftigkeit punkten und werden sich hoffentlich einige Scheiben abschneiden. Ãœbrigens suchen sowohl die Verbundzentrale des GBV als auch das BibSonomy-Team studentische Mitarbeiter. Wer als Student im Raum Göttingen/Kassel wohnt und Webanwendungen o.Ä. programmieren kann, sollte sich mal überlegen, ob er/sie nur langweilige Ãœbungsaufgaben und Firmenanwendungen schreiben oder an der Zukunft der webbasierten Literaturverwaltung mitarbeiten möchte! 🙂

Mikroform : Deutschland – 1 : 0

15. Dezember 2008 um 03:30 Keine Kommentare

Wie die Frankfurter Rundschau berichtet sind am Freitag Tausende von Kontoverbindungs- und Überweisungsdaten (!) geleakt, auch Kreditkarte-Geheimnummern sollen nach Angabe der FR dabei sein. Zugespielt wurden die Daten der Zeitung auf Mikroform. Wie fefe treffend bemerkt sollte eine Bank solche Daten sowieso nicht an einen Dienstleister outsourcen und unverschlüsselt durch die Gegend transportieren; was einmal gesammelt und weitergegeben wurde, ist nicht mehr zu kontrollieren.

Ich könnte mir vorstellen, dass Mikroform verwendet wurde, weil die Kreditkarten-Daten zur Archivierung aufbewahrt werden müssen – für die Langzeitarchivierung eignet sich nun mal am Besten noch immer Mikroform. Praktisch auch: Whisteblowing mittels physischer Datenträger wie Mikroform ist in unserem Deutschen Ãœberwachungsstaat besser möglich, da es ungleich schwieriger abgehört werden kann. Bei Telefon und Email sorgen Vorratsdatenspeicherung und Reichssicherheitshauptamt BKA-Gesetz nämlich dafür, dass Informanten abgeschreckt werden.

Da fällt mir ein weiteres Beispiele ein, wo Bibliotheks- und Informationswissenschaft und der derzeit stattfindende Rückbau des Rechsstaats sich treffen: beim mg-Prozess (Hintergrund) berichtete eine BKA-Vertreterin, wie mit Hilfe einer BfV-Datenbank versucht wurde, einen Urheber festzustellen. Die so „Ermittelten“ sitzen seit Ende Juli 2007 wegen schlechtem Retrieval in Haft. Wundern sollten diese Fällen eigentlich nicht – in einem Land, wo sich Personen in Polizeigewahrsam spontan selbstenzünden, ist vieles möglich. Richtig ist es dadurch noch lange nicht.

Bibliographische Daten müssen frei sein

4. Dezember 2008 um 00:42 7 Kommentare

In der englischsprachigen Biblioblogosphäre schlägt die neue OCLC-Policy zur Nutzung von Datensätzen aus WorldCat (PDF) schon seit Wochen hohe Wellen, während es in Deutschland aufgrund der geringeren Relevanz von WorldCat eher ruhig ist. Eine gute Zusammenfassung gab es vor zwei Wochen in netbib, der aktuelle Stand lässt sich dem CODE4LIB-Wiki entnehmen.

Ein bischen tun die Kollegen von OCLC mir ja schon leid: ich bezweilfle nicht einmal, dass sie mit der Policy die Möglichkeiten zur Nutzung der Daten verbessern wollten. Aber solange (wie bei den Verlagen) an totgeweihten Finanzierungsmodellen festgehalten wird, kann das nicht funktionieren. Der einzig richtige Weg ist, die bibliographischen Daten aus WorldCat freizugeben, so dass sie jeder ohne vorherige Einwilligung weiternutzen kann. Da Datenbanken nicht einfach dem Uhrheberrecht sondern je nach Land anderen Gesetzen unterliegen, ist die Sache nicht so einfach wie bei anderen Inhalten, aber es gibt bereits verschiedene Initiativen zu freien Katalogdaten, die sich auch den rechtlichen Aspekten widmen. Die einfachste Variante ist es, die Daten völlig frei unter Public Domain zu stellen, so dass jeder damit machen kann was er möchte. Falls verhindert werden soll, dass sich beispielsweise Google die Daten für Google Books einverleibt (die Google-Policy ist noch viel restriktiver als die von OCLC!), könnte eine virale Lizenz (Copyleft) verwendet werden, so wie es zum Beispiel bei Wikipedia üblich ist.

Der Streit ob Public Domain oder Freie Inhalte ist alt (siehe BSD vs. GNU/Linux) und ich kann nicht mit Sicherheit sagen, was sich für bibliographische durchsetzen wird. Sicher ist aber dass bibliographische Daten frei sein müssen. Zur Not werden halt die interessanten Daten nochmal abgetippt (oder gescannt – Handycam und OCR sollte bald ausreichen) und der Rest vergammelt in den Bibliothekskatalogen. Drei Beispiele: die Open Library steht bereit, die Erschließungsmöglichkeiten in LibraryThing werden immer ausgefeilter (die freiwilligen Katalogisierer ebenfalls) und bis in Wikipedia der Plan für eine zentrale Literaturdatenbank umgesetzt wird, ist nur eine Frage der Zeit.

Es ist an OCLC zu entscheiden, ob ihre Daten Teil dieser Bewegung sein werden oder nicht. Das trifft übrigens ebenso auf deutsche Bibliotheken und Bibliotheksverbünde zu! Entweder die Datenbanken werden geöffnet oder in Zukunft werden andere als Katalogexperten herangezogen. Wer daran zweifelt, sollte mal an Brockhaus und Wikipedia denken 😉

E-LIS Repository auf EPrints 3 aktualisiert

4. Dezember 2008 um 00:20 3 Kommentare

Das Repository E-LIS mit mitlerweile über 85.000 8730 Publikationen aus dem Bibliotheks- und Informationsbereich wurde auf die Softwareversion EPrints 3 aktualisiert (Christian berichtete).

Anfang Oktober hatte ich mich noch geärgert, dass viele Repositories der Entwicklung hinterherhinken; zumindest E-LIS ist nun wieder auf dem aktuellen Stand – auf dem man sich natürlich nicht Ausruhen kann denn die Entwicklung geht weiter: „The library is a growing organism“ (Ranganathan 1931). Ich hoffe, dass sich die Repository-Entwickler und Betreiber mehr zusammentun und neben OAI-PMH weitere gemeinsame Standards finden, damit Repositories selber nicht zu monolithischen Systemen verkommen sondern flexibel auf neue Anforderungen reagieren können.

In jedem Fall sollten gute Publikationen aus dem Bibliotheks- und Informationsbereich, die nicht bereits bei einer OpenAccess-Zeitschrift oder in einem anderen offenen Repository veröffentlicht wurden, in E-LIS hochgeladen werden.

P.S: Bedauerlicherweise sind nicht alle Publikationen bei E-LIS OpenAccess – in einigen Fällen ist die Registrierung notwendig, was nicht nur unpraktisch sondern auch überflüssig ist, weil sich jeder registrieren kann.