Mikroform : Deutschland – 1 : 0

15. Dezember 2008 um 03:30 Keine Kommentare

Wie die Frankfurter Rundschau berichtet sind am Freitag Tausende von Kontoverbindungs- und Überweisungsdaten (!) geleakt, auch Kreditkarte-Geheimnummern sollen nach Angabe der FR dabei sein. Zugespielt wurden die Daten der Zeitung auf Mikroform. Wie fefe treffend bemerkt sollte eine Bank solche Daten sowieso nicht an einen Dienstleister outsourcen und unverschlüsselt durch die Gegend transportieren; was einmal gesammelt und weitergegeben wurde, ist nicht mehr zu kontrollieren.

Ich könnte mir vorstellen, dass Mikroform verwendet wurde, weil die Kreditkarten-Daten zur Archivierung aufbewahrt werden müssen – für die Langzeitarchivierung eignet sich nun mal am Besten noch immer Mikroform. Praktisch auch: Whisteblowing mittels physischer Datenträger wie Mikroform ist in unserem Deutschen Ãœberwachungsstaat besser möglich, da es ungleich schwieriger abgehört werden kann. Bei Telefon und Email sorgen Vorratsdatenspeicherung und Reichssicherheitshauptamt BKA-Gesetz nämlich dafür, dass Informanten abgeschreckt werden.

Da fällt mir ein weiteres Beispiele ein, wo Bibliotheks- und Informationswissenschaft und der derzeit stattfindende Rückbau des Rechsstaats sich treffen: beim mg-Prozess (Hintergrund) berichtete eine BKA-Vertreterin, wie mit Hilfe einer BfV-Datenbank versucht wurde, einen Urheber festzustellen. Die so „Ermittelten“ sitzen seit Ende Juli 2007 wegen schlechtem Retrieval in Haft. Wundern sollten diese Fällen eigentlich nicht – in einem Land, wo sich Personen in Polizeigewahrsam spontan selbstenzünden, ist vieles möglich. Richtig ist es dadurch noch lange nicht.