Mit dem Handy Bibliotheksbücher lokalisieren dank NFC

31. August 2011 um 23:35 1 Kommentar

Geht man die Liste der Mobilgeräte mit NFC (Near Field Communication) bei Wikipedia durch, so finden sich immer mehr Handys, die diese drahtlose Übertragungstechnik unterstützen. Das Google Nexus unterstützt bereits NFC, das BlackBerry Bold 9900 ist vor einigen Tagen in den USA mit NFC herausgekommen und auf der IFA 2011 stellt Samsung im September das Samsung Galaxy S2 LTE ebenfalls mit NFC vor. Nokia hat auch schon Erfahrung mit der Technik, nur ob Apple mit dem iPhone 5 auch auf NFC setzt oder Bluetooth 4.0 favorisiert, ist noch unklar.

Für Android-Handys (Android 2.3) gibt es schon verschiedene Apps, mit denen sich per NFC und dem Handy RFID-Chips auslesen lassen. Aus Ermangelung eines entsprechenden Gerätes habe ich aber noch keine davon ausprobiert. Prinzipiell ließe sich jedenfalls eine kleine App entwickeln, über die mit dem Handy die Bibliothek eines beliebigen Buches mit RFID-Chip ermittelt werden kann. Wie mit ISO 28560 vereinbart, steht im Chip die ISIL als weltweit einheitlicher Bibliotheksidentifier. Je nach Fähigkeit des NFC-Gerätes und der Reichweite der RFID-Chips (angeblich mindestens 35cm), liesse sich so übrigens auch ermitteln, aus welchen Bibliotheken die Person neben einem gerade Bücher ausgeliehen hat. Zum Datenschutz findet sich von Bibliotheksseite zum Thema RFID leider meist wenig. Der Arbeitskreis kritischer BibliothekarInnen (Akribie) hat einiges gesammelt. Dass in wenigen Jahren jeder mit einem [automatisierbaren!] RFID-Leser in seiner Tasche herumläuft, war bei der Einführung von RFID in Bibliotheken den meisten wahrscheinlich nicht bewusst.

Zum weitergehenden Hacken von NFC-Verbindungen und RFID-Tags bietet sich übrigens dieses Gerät an. Ob sich das bargeldlose Bezahlen mit dem Handy per NFC durchsetzen wird (das ist nämlich der Grund warum es immer mehr Handys unterstützen), bleibt deshalb abzuwarten. Ich vermute aber, dass wieder einmal die Bequemlichkeit siegen wird und dafür hinterher nach mehr Ãœberwachung geschriehen wird 🙁

P.S.: Das nächste, was dann in Handys eingebaut wird sind Video-Beamer (hat Samsung als Prototyp bereits 2009 vorgestellt). Das Scannen von Büchern ist ja eigentlich schon mit herkömmlichen Handy-Kameras möglich. Handgeführte 3D-Laserscanner sind ebenfalls bereits auf dem Markt, das kann auch gleich dazu. Nach Fukushima gibt es vielleicht auch einen Markt für Geigerzähler in Handys. Nur bei medizinischen Diagnose-Sensoren bin ich noch skeptisch.

Mikroform : Deutschland – 1 : 0

15. Dezember 2008 um 03:30 Keine Kommentare

Wie die Frankfurter Rundschau berichtet sind am Freitag Tausende von Kontoverbindungs- und Überweisungsdaten (!) geleakt, auch Kreditkarte-Geheimnummern sollen nach Angabe der FR dabei sein. Zugespielt wurden die Daten der Zeitung auf Mikroform. Wie fefe treffend bemerkt sollte eine Bank solche Daten sowieso nicht an einen Dienstleister outsourcen und unverschlüsselt durch die Gegend transportieren; was einmal gesammelt und weitergegeben wurde, ist nicht mehr zu kontrollieren.

Ich könnte mir vorstellen, dass Mikroform verwendet wurde, weil die Kreditkarten-Daten zur Archivierung aufbewahrt werden müssen – für die Langzeitarchivierung eignet sich nun mal am Besten noch immer Mikroform. Praktisch auch: Whisteblowing mittels physischer Datenträger wie Mikroform ist in unserem Deutschen Ãœberwachungsstaat besser möglich, da es ungleich schwieriger abgehört werden kann. Bei Telefon und Email sorgen Vorratsdatenspeicherung und Reichssicherheitshauptamt BKA-Gesetz nämlich dafür, dass Informanten abgeschreckt werden.

Da fällt mir ein weiteres Beispiele ein, wo Bibliotheks- und Informationswissenschaft und der derzeit stattfindende Rückbau des Rechsstaats sich treffen: beim mg-Prozess (Hintergrund) berichtete eine BKA-Vertreterin, wie mit Hilfe einer BfV-Datenbank versucht wurde, einen Urheber festzustellen. Die so „Ermittelten“ sitzen seit Ende Juli 2007 wegen schlechtem Retrieval in Haft. Wundern sollten diese Fällen eigentlich nicht – in einem Land, wo sich Personen in Polizeigewahrsam spontan selbstenzünden, ist vieles möglich. Richtig ist es dadurch noch lange nicht.

SuMa-eV Kongress 2008

30. September 2008 um 22:53 Keine Kommentare

Letzten Donnerstag fand in Berlin die 5. Tagung des SuMa-eV statt, Carl Meyer hat einen pointierten Bericht geschrieben. Preisträger des SuMa Award in der Sparte Musik war die Altpunker-Band „Die Betakteten“ mit dem „Lied vom Datenkraken„. Noch besser als das Lied ist fast die Aufführung in der Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund (sic!) – das hätte sich Sänger Micro zu seiner Zeit bei den Abstürzenden Brieftauben wohl eher nicht gedacht. Am 10. Oktober geht die Tour dann weiter zur Fachtagung für Datenschutzbeauftragte.