You can and must understand computers NOW

23. Dezember 2010 um 22:29 Keine Kommentare

Während Edward Tufte seine Forschungsbibliothek gerade bei Christie’s verkauft hat (katalogisiert bei LibraryThing), baue ich mir meine kleine Spezialbibliothek erst auf. Schuld ist Umberto Eco, der in Die große Zukunft des Buches sagt, dass Büchersammeln kein teueres Hobby sein muss. Falls mir noch jemand ein Geschenk machen möchte: die erste Beschreibung des Binarsystems gibt es für $4.800 🙂

Beim Zoll ist jedenfalls rechtzeitig zu Weihnachten die Erstauflage (1974) von Ted Nelson’s Computer Lib / Dream Machines angekommen. Das Ding ist echt riesig!



Der Slogan „You can and must understand computers NOW“ gilt noch immer, erst Recht für alle die mit Büchern zu tun haben. Siehe auch das Werk bei LibraryThing, Wikipedia und WorldCat.

William Kent: Ein weiterer Seelenverwandter?

28. April 2010 um 01:52 1 Kommentar

Bei meinen Recherchen zu Datenmodellierung etc. bin ich über Lambda the Ultimate auf den 2005 verstorbenen Computerwissenschaftler William (Bill) Kent gestoßen. Er hat 1978 ein Buch über „Data & Reality“ geschrieben hat und ebenso wie der von mir sehr geschätze Ted Nelson scheint Kent vom „Informatik-Establishment“ nicht genügend rezipiert zu werden. Die meisten von Kent’s Texten sind auf seiner ehemaligen Homepage verfügbar.

In The Many Forms of a Single Fact zeigt Kent beispielsweise, wie sich eine Aussage im relationalen Datenmodell in dutzenden Varianten ausdrücken lässt. Ich bin sicher im RDF-Datenmodell ist das alles gaaanz anders und das Problem gleiche Information – unterschiedliche Daten löst sich in Luft auf 😉 Die Ignoranz (oder der Fatalismus) der Mainstream-Informatik-Forschung gegenüber der dahinter liegenden fundamentalen Begrenzung technischer Systeme ist einer der Gründe, warum ich lieber in der Informationswissenschaft promoviere. Kent schreibt:

“The questions aren’t so much about how we process data as about how we perceive reality, about the constructs and tactics we use to cope with complexity, ambiguity, incomplete information, mis­matched viewpoints, and conflicting objectives”.

Dazu fällt mir Lotfi A. Zadeh, der Erfinder der Fuzzy Logik ein. Die erste Anwendung der Fuzzy Logik auf Datenbanken stammt übrigens von Maria Zemankova, die auch im Bereich Digitaler Bibliotheken forscht. Aber zurück zu Kent: Diese Notiz von ihm über Bücher verdeutlicht, warum ich über die Modellierung von bibliographischen Daten schreibe 🙂

“It takes a good system and a lot of work to keep track of books.
[…] Books hold our universe, past, present, and future, and other universes, too.”.

Mit Ted Nelson hat William Kent meinem Eindruck nach gemeinsam, dass beide jahrzentelang aus verschiedenen Blickrichtungen gegen die Begrenztheit von vorhandenen Computersysteme angeschrieben haben. Man vergleiche beispielsweise Nelsons „The Tyranny of the File“ (1986, siehe dazu hier) und Kents „Limitations of Record Based Information Models“ (1979).

Wer sich weniger mit konkreten Strukturen der Datenverwaltung beschäftigen möchte aber das trotzdem alles irgendwie interessant findet: Passende Bücher sind Sorting Things out von Geoffrey Bowker und Susan Leigh Star sowie Everything is Miscellaneous von David Weinberger.