Bibliotheks-Mashups mit Hürden auf dem Vormarsch

13. Juli 2007 um 18:06 8 Kommentare

Wie von Patrick und im BibSonomy Blog berichtet wurde, bietet der Kölner UniversitätsGesamtkatalog (KUG) seit kurzem den Export von Datensätzen in das Kasseler Social-Cataloging-System Bibsonomy an. Als gemeinsames Datenformat fungiert BibTeX, das neben Dublin Core trotz einiger Probleme im Gegensatz zu Spezialformaten wie MARC und MAB De-facto-Standard für solche Anwendungen ist.

Prinzipiell kann jede Bibliothek, die BibTeX exportieren kann, den gleichen Service anbieten. Die Übergabe an BibSonomy funktioniert über eine einfache REST-API, die anscheinend in Kürze veröffentlicht werden soll. Die URL-Syntax is

http://www.bibsonomy.org/BibtexHandler?requTask=upload&encoding=ISO-8859-1&selection=…BibTeX-Datensatz…

Welche Zeichenkodierungen neben ISO-8859-1 noch möglich sind, weiß ich nicht; bislang werden auch sinnlose Werte anstandslos akzeptiert. Problematisch könnte es auch bei umfangreichen Datensätzen werden. Prinzipiell legt der HTTP-Standard zwar keine Längenbegrenzung für URLs fest, aber verlassen würde ich mich darauf nicht. Natürlich gibt es auch bei der Konvertierung noch einige Bugs, siehe zum Beispiel dieser Datensatz, bei dem die Keywords ziemlich durcheinander geworfen werden.

Dazu muss gesagt werden dass ein fehlerfreier BibTeX-Export komplizierter ist als angenommen. Der KUG wird mit der Software OpenBib betrieben, die – so sollte es sein – Open Source ist. Nach kurzer Recherche im Quelltext zeigt sich die Funktion normset2bibtex als Kernbestandteil der Konvertierung nach BibTeX. Mir ist neulich auch schon ein PICA+ nach BibTeX-Script über den Weg gelaufen, aber wenn jede Bibliothek und jeder Hersteller ihr eigenes kleines Skript schreiben, können bei der Konvertierung qualitativ keine großen Sprünge gemacht werden. Ein guter Kandidat für eine dauerhafte Lösung sind vielleicht die Bibutils bibliography conversion utilities, die als Intermediate-Format das Metadata Object Description Schema (MODS) verwenden und ebenso wie OpenBib unter der GPL zur Verfügung stehen. By the way: Warum werden von DFG & Co eigentlich laufend Anträge ohne technischen Sachverstand gefördert, bei denen am Ende nur unfreies Gewurstel rauskommt, anstatt konsequent auf Open Source zu setzen, damit am Ende alle etwas davon haben?

Und noch eine positive Überraschung brachte das Stöbern im Quellcode und der Dokumentation: Der OpenBib-Entwickler Oliver Flimm hat bereits 2005 mit den Open Library WebServices eine SOAP-Schnittstelle für Sisis-Systeme implementiert (siehe Dokumentation und Quellcode), die anscheinend direkt auf die SQL-Datenbank zugreift. Bisher hatte ich von Sisis-Systemen eher den Eindruck, dass sie mit Schnittstellen nicht so freizügig sind. Zwar gibt es beispielsweise schon seit längerer Zeit das Simple Library Network Protocol (SLNP), aber eine offene API-Dokumentation und freie Implementierungen von auf diese API zugreifenden Clients habe ich bisher nicht finden können.

Mit den Open Library WebServices können Benutzerdaten (Ausleihen, Vorbestellungen etc.) und über die interne Datenbank-ID eines Katalogdatensatzes der Medienstatus (Signatur, Exemplar, Standort, Status, Rueckgabe) sowie die vollständigen Titeldaten abgerufen werden. Um welches „nativen Kategorienschema“ es sich bei den Titeldaten handelt, kann ich leider aus Unkenntnis von Sisis-LBS-Systemen nicht sagen, vielleicht MAB2, aber dann sollte besser MABXML geliefert werden und die Konvertierungsroutine nach BibTeX wie oben angedeutet als eigenständiges MAB2-nach-BibTeX-Modul.

Jedenfalls ein großes Lob an Oliver Flimm für die Entwicklung von OpenBib. Ich hoffe, dass die Weiterentwicklung mehr in Richtung einer Serviceorientierten Architektur geht, indem einzelne Funktionen sauber getrennt und als Webservice gekapselt werden. So können Funktionen wie der BibTeX-Export und die Weiterreichung nach BibSonomy als Bausteine auch in anderen Katalogprojekten zum Einsatz kommen können, beispielsweise bei X-OPAC und E-LIB Bremen. Auch dort steckt eine Menge intelligenter Eigenentwicklung, aber noch werkelt jeder vor sich hin. Bei den Schnittstellen sollte deshalb, wie ich vor kurzem in INETBIB betonte, streng auf offene Standards gesetzt werden anstatt eigene Bastellösungen zu verwenden, dann klappt’s auch mit den Mashups.

Thunderbird als Adressverwaltung

19. Juni 2007 um 00:25 4 Kommentare

Ich muss zugeben, dass ich noch der altmodischen Sorte von Menschen angehöre, die ihre Mails, Kontaktadressen und Termine nicht irgendeinem Web 2.0-Dienst wie Gmail oder Xing anvertrauen, der sie dann im Zweifelsfall an diverse Datenkraken weitergibt. Stattdessen nutze ich seit einigen Jahren Thunderbird und (mindestens bis Sunbird/Lightning ausgereift ist) einen normalen Terminplaner auf Papier. Mit dem kürzlich erschienenen Thunderbird 2.0 (die Versionsnummer war wohl keine Absicht) sind einige nützlichen Eigenschaften hinzugekommen, allerdings ist die Standard-Adressverwaltung noch recht rudimentär. Um vCard im- und exportieren zu können und endlich auch einheitlich Geburtstage speichern zu können, eignet sich das Plugin MoreColsForAddressBook empfehlen [via heimo].

Mit Hilfe dieses Plugins kann ich auch endlich auf normalem Weg mit Menschen in Verbindung treten, deren Kontaktdaten mir nur über ein Profil bei Xing bekannt sind. Deren Mailadresse ist nämlich unter „vCard herunterladen“ versteckt, damit sich die 2.0-Menschen fleissig Nachrichten über Xing schicken anstatt per E-Mail wie seit 1971 die 1.0-Menschen. Per LDAP (auch so ein Prä-2.0-Technik) lassen sich in Thunderbird übrigens auch ganze Adressbücher einbinden, was vor allem in Unis und Firmen recht praktisch ist. Jetzt könnte ich noch die Brücke zum Sigelverzeichnis und Bibliotheksadressen per LDAP schlagen, aber das ist ein anderes Thema.

Listenpunkte in OpenOffice Impress nacheinander einblenden: geht’s noch komplizierter?

25. April 2007 um 17:58 13 Kommentare

Eigentlich bin ich ja ein Anhänger von OpenOffice als Alternative zu Microsoft Office. Vor allem Calc und Impress lassen aber stark zu wünschen übrig. Ein ziemliche übliches Verfahren in Präsentationen ist es, bei Listen die einzelnen Listenpunkte nacheinander einblenden zu lassen, damit die Zuhörer nicht sofort die ganze Liste zu lesen bekommen. Bei Open Office Impress werden dazu ganze sieben Schritte benötigt:

  • Im Menu AnsichtAufgabenbereich anschalten.
  • Im Aufgabenbereich Benutzerdefinierte Animation auswählen.
  • Die Liste anwählen und unter Benutzerdefinierte Animation auf Hinzufügen klicken.
  • Im Darauf erscheinenden Popup einen Effekt auswählen (falls keine herumfliegen, drehen, zoomen und anderer Schnickschnack gewünscht ist, einfach Erscheinen) und mit OK bestätigen.
  • Den nun bei Benutzerdefinierte Animation aufgelisteten Effekt („Gliederungstext 1“) mit der rechten Maustaste anklicken und Effektoptionen wählen.
  • Im Popupfenster den Karteireiter Textanimation wählen und dort bei Texte gruppieren im Dropdown den Wert Nach 1. Abschnittsebene – dann auf OK.
  • Dem aufgelisteten Effekt unter Benutzerdefinierte Animation sind nun die einzelnen Listenpunkte untergeordnet. Den übergeordneten Effekt mit rechter maustaste anklicken und Mit Vorheriger auswählen.

Das Verfahren hat Uwe Debacher in einer guten Open Office Impress-Anleitung ausführlich beschrieben (vielen Dank!) Ich zähle 14 koordinierte Mausklicks, wo eigentlich höchstens 5 (Liste auswählen, Menü öffnen, Listenpunkte nacheinander einblenden, kein Schnickschnack, OK) angebracht wären. Also guten Gewissens kann ich bei diesem Usability-Debakel niemandem OpenOffice empfehlen.