Karten im Netz

7. November 2007 um 18:11 6 Kommentare

Google Maps kennt inzwischen jeder, aber was gibt es darüber hinaus und wie stellen Bibliotheken ihre Karten im Netz dar? Die folgende Ausarbeitung von Tatjana Frolow zeigt, dass hier noch viel Entwicklungspotential besteht. Weitere Quellen zum Thema gibt es in der Literaturliste.

Die Entwicklung des Internets und der allgemeine Fortschritt der Informations- und Kommunikationstechnologie treiben die Nachfrage nach geokodierten Daten an und machen die neuen Karten zu einem Werbemedium der Zukunft. Beispiele für Karten in Netzen sind Map24, Google Maps , Yahoo Maps , ViaMichelin und viele andere. Ähnlich bei allen Anbietern ist die Oberfläche, die eine Adresssuche, einen Routenplaner die elektronische Karte selbst und ggf. standardbezogene Informationen (Hotels usw.) zur Verfügung stellt. Die Landkarten werden meistens in den drei Ansichten der reinen Straßenkarte, der Satellitenansicht und der Hybridansicht, einer Komination aus reiner Straßenkarte und Satellitenansicht, präsentiert. Trotz vieler Gemeinsamkeiten gibt es jedoch auch Unterschiede nicht nur in den Funktionen, sondern vor allem auch in der Qualität. So bietet ViaMichelin z.B. nur die Ansicht einer reinen Straßenkarte , Yahoo Maps lässt bei der Satellitenansicht nicht nah genug ranzoomen und Map24 beschreibt die Route in ganzen Sätzen, andere Anbieter nur stichwortartig. Eine besondere Funktion bei Google Maps ermöglicht es die Route mit der Maus per Drag and Drop zu verändern. Automatisch ändert sich dadurch auch der Beschreibungstext zur Route samt Kilometerzahl und Fahrtdauer. Eine Änderung der Route ist bei der Konkurrenz nur via Eingabemaske möglich. Google Maps und Map24 sind sowohl von der Schnelligkeit, als auch von der Grafik qualitativ am besten. Beide basieren auf Vektorgrafiken, (Computerbilder aus Kreisen, Linien und Polygonen), und liefern somit realistischere Ergebnisse als bei der Pixelgrafik. Das zu übertragende Datenvolumen ist geringer, das Laden der Karten schneller und das Zoomen flüssiger.

Neu im Kartenbusiness ist das Interaktive Mapping, dass jedem Nutzer ermöglicht seine eigene Karte zu entwerfen, eigene Informationen einzusetzen, zu speichern und anderen zur Verfügung stellen. Karteninformationen können also mit eigenen Informationen verknüpft werden. Einen Boom erlebte diese Bewegung mit Google Maps: In den USA gibt es bereits die unterschiedlichsten Google Maps-Mashups, wie z.B. den Ride Finder, mit dem Taxis und Shuttles in Echtzeit lokalisiert werden können und man mit einem Klick auf das Taxisymbol die Nummer des Transportunternehmens erhält. Ein weiteres Beispiel sind die Housing Maps. Dabei gibt man in die Suchmaske den gewünschten Ort und den Betrag ein, den man für die monatliche Miete aufbringen möchte und findet freie Wohnungen und Häuser aus dem Immobilenkatalog Craigslist.

Trotz der Landkartenbewegung im Internet sollte nicht vergessen werden, dass auch Bibliotheken Karten besitzen, die sich über Bibliothekskataloge, Verbundkataloge, wie z.B. GBV oder im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek recherchieren und bestellen lassen. Zwar liegen diese vorwiegend nur im Papierformat vor, jedoch bieten Bibliotheken im Vergleich zu Google Maps und Co. neben geographischen auch historische und thematische Karten jeglicher Art an, wie z.B. Artenschutzkarten u. ä. Die Staats- und Unibibliothek Göttingen sammelt im Rahmen des Sondersammelgebietplans der DFG thematische, geographische, geologische und meteorologische Karten und ist damit gute Anlaufstelle bei der Kartenrecherche. Mittlerweile haben auch die Biblioteheken die Nachfrage der Benutzer erkannt schnell und unkompliziert auf Medien zugreifen zu können. Das Göttinger Digitalisierungszentrum z.B. digitalisiert analoge Medien und macht sie im Internet verfügbar. Allerdings befinden sich in der digitalen Bibliothek zur Zeit nur 13 Landkarten. Auch die Staats- und Unibibliothek Bremen stellt online eine elektronische Bibliothek bereit, aber auch hier ist die Anzahl der Karten eher gering.

Abschließend lässt sich sagen, dass der Trend eindeutig in Richtung 3D/Virtual Reality-Karten und Mashups geht und dass Bibliotheken meiner persönlichen Einschätzung nach intensiver mitziehen müssen, um weiterhin als wichtiger Informationsdienstleister zu funktionieren.

P.S: Ein schönes Mashup zur Suche nach historischen Bildern ist HistoGrafica [via Nando]