Zotero, COins und technische Kompetenz in Bibliotheken

19. Juli 2007 um 23:22 2 Kommentare

Das Firefox-Literaturverwaltungs-Plugin Zotero wurde schon vor einigen Monaten in verschiedenen Bibliotheks-Weblogs genannt und unter Anderem auf e-teaching.org vorgestellt; da es Firefox 2.0 voraussetzt, habe ich es mir aber erst jetzt ein wenig näher angesehen.

Zotero erkennt auf vielen Webseiten bibliographische Angaben, so dass sie mit einem Mausklick in die eigene Literatursammlung übernommen werden können. Darunter sind auch Bibliothekskataloge, allerdings bislang noch keine aus Deutschland. Das ist allerdings auch nicht verwunderlich, denn wer sollte die Anbindung an Zotero auch umsetzen wenn nicht die so genannten „Web 2.0“-Experten mit bibliothekarischem Umfeld?

Soweit ich es verstanden habe, genügt für Zotero, bei der Titelanzeige in die HTML-Seite OpenURL-Daten mittels COins (ContextObjects in Spans) einzufügen. COins sind nicht nur für Zotero von Bedeutung sondern wird bereits jetzt als allgemeines Mikroformat für bibliographische Daten eingesetzt (die Microformats-Community werkelt derweil dennoch an einem eigenen Standard herum).

Da COins auf OpenURL basiert, dürfte es bei Katalogen, die bereits OpenURL als Source für Linkresolver unterstützen, einfach sein, auch COins anzubieten. Dies ist nebenbei bemerkt auch ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist, dass Bibliotheken die technische Kompetenz zur Entwicklung ihrer OPACs selbst benötigen anstatt die Katalogsoftware bei einem Hersteller einzukaufen ohne selber daran herumzuskripten. Denn obwohl die Einbindung von COins technisch nicht aufwendig ist, hat ein herkömmlicher kommerzieller Hersteller in der Praxis dazu weder die Möglichkeit (außer er hat direkten Zugang zum Katalogserver) noch den Anreiz (außer er bekommt einen expliziten, bezahlten Auftrag). Die Bibliothek selber kann aber ohne die technischen Fähigkeiten, weder mal eben etwas wie COins selber in die eigenen Katalogsoftware integrieren, noch seinem Softwarehersteller früh und konkret genug sagen, was dieser genau umsetzen soll – und bekommen dann deshalb irgend etwas unzureichendes als „Web 2.0“ verkauft.

P.S.: Wie infobib mitteilt ist seit kurzem die Institutsbibliothek der Saarländer Informationswissenschaft schon soweit – ist ja auch kein Produkt von der Stange.

2 Comments »

RSS feed for comments on this post. TrackBack URI

  1. Eine interessante Alternative zu COinS, die ebenfalls von Zotero unterstuetzt wird, sehr flexibel ist (u.a. im Sinne von: verschiedenen Formate sind moeglich) und sich zudem noch sehr einfach implementieren laesst, ist unAPI (vgl. http://unapi.info/ bzw. mit konkreten Beispielen http://www.ariadne.ac.uk/issue48/chudnov-et-al/). Die derzeitige KUG-Version unterstuetzt das bereits. Allerdings besitzt Zotero in der aktuellen Version noch einen recht schwerwiegenden Fehler, wenn es um die Verarbeitung von Frame-basieren Katalogen (wie dem KUG) geht – es kann dann nur der erste Titel korrekt uebernommen werden…

    Comment by Oliver Flimm — 23. Juli 2007 #

  2. Gibt es schon irgendwelche relevanten Anwendungen von unAPI in Katalogen? COinS hat zwar seine Tücken (siehe I hate library standards) (deshalb ist die Implementierung bei uns im GBV doch nicht ganz so trivial wie gedacht), es wird aber unter anderem von OpenURL Referer und Zotero unterstützt – das sind schon mal zwei wichtige Anwendungen. Letztendlich wird sich sowieso das durchsetzen, was standardmäßig im Browser implementiert wird. So wie es aussieht soll Firefox 3 Microformats unterstützen (ausführlich hier). Also ist in 2-3 Jahren für bibliographische Daten weder CoINs noch unAPI sondern hCitation relevant – es sollten sich schleunigst mal einige Bibliothekare des Themas annehmen und dafür sorgen, dass noch in Entwicklung befindliche hCitation nicht zu inkompatibel zu bestehenden bibliothekarischen Datenformaten wird!

    Comment by jakob — 24. Juli 2007 #

Sorry, the comment form is closed at this time.