Wozu mobile Bibliothekskataloge?

18. September 2011 um 14:17 7 Kommentare

Oliver Flimm hat letzte Woche eine mobile Katalogoberfläche vorgestellt, die er auf Basis von jQuery Mobile und OpenBib umgesetzt hat. Der Quellcode ist frei verfügbar.

Wie er in seinem Blogartikel darstellt, sind „mobile Kataloge […] keine Hexerei und koennen mit
vergleichsweise wenig Aufwand erstellt werden.“ Warum sind mobile Kataloge in Bibliotheken trotzdem noch kein Standard? Die Aussage, dass „mobile OPACs kaum genutzt werden“, lasse ich jedenfalls nicht als Begründung gelten – eher lässt sich daran ablesen, dass mobile Kataloge nicht nutzergemäß umgesetzt werden. So ist es beispielsweise notwendig, dass Mobilgeräte automatisch beim Aufruf der Bibliothekswebseite auf den mobilen Katalog hingewiesen werden. Ohne entsprechende Öffentlichkeitsarbeit dauert es auch lange bis sich der Katalog herumgesprochen hat und ohne einfach benutzbaren, tatsächlichen Mehrwehrt ist keine Akzeptanz zu erwarten. Einige positiven Beispiele finden sich in der M-Libraries Liste des Library Success Wiki.

Ich vermute, dass gerade ein mobiler Katalog nicht primär für die Recherche genutzt wird, sondern um mal schnell zu überprüfen, ob und wo ein Buch vorhanden und verfügbar ist und um es ggf. vorzumerken oder zu bestellen. Es geht also um die Funktionalität. Dazu gehört:

  • eine fehlertollerante Suche mit gutem Ranking
  • die Anzeige der aktueller Verfügbarkeit (mit genauem Rückgabedatum) und Standort (mit Koordinate und Lageplan statt kryptischem Bibliothekskürzel)
  • der Zugriff auf das eigene Nutzerkonto

Dies alles sind Funktionen, die Kataloge schon seit mehr als zehn Jahren bieten sollten. In der Praxis sind sie jedoch oft über verschiedene Systeme verteilt und können mangels Schnittstellen kaum integriert werden.

Möglicherweise spricht in 5-10 Jahren auch niemand mehr von mobilen Webseiten, weil erwartet wird, dass alle Webseiten auf verschiedenen Endgeräten benutzbar sind. Ich sehe mobile Katalogoberflächen deshalb vor allem als Chance, bestehende Bibliothekssysteme zu verbessern, unabhängig davon, wie sie dann präsentiert werden.