Was ist das Besondere an SOPAC 2.0?
7. September 2008 um 23:36 2 KommentareDass ein Katalog keine monolithische Black-Box ist, die ihre Aufgaben in einer Form erfüllt (nach Hallers „Katalogkunde“ sind die Aufgaben eines Katalogs 1. Bestandserschließung, 2. Vermittlung der Literatur, 3. Versorgung des Ausleihsystems, 4. Nachweis des Bestandes/Inventarisierung und 5. bibliothekarisches Arbeitsinstrument), zeigt John Blyberg mit der neuen Katalogoberfläche der Darien Library. Wie bei Scriblio, das auf WordPress aufbaut, wurde für den Katalog ein Content-Management-System verwendet; in diesem Fall ist es Drupal, worauf aufbauend Blyberg „SOPAC 2.0“ entwicklelt hat. Kurz auf den Punkt gebracht: OPAC+WordPress=Scriblio, OPAC+Drupal=SOPAC 2.0.
Während mich die Oberfläche ehrlich gesagt nicht so vom Hocker reißt – trotz Tagging, Bewertungen, persönlichen Listen und all diesem richtigen 2.0-Kram – bin ich Blyberg dafür dankbar, die Systemarchitektur dokumentiert zu haben:
SOPAC greift auf der einen Seite auf das „Integrated Library System“ (ILS) und auf der anderen Seite auf eine Datenbank von nutzergenerierten Inhalten zu. Beide Zugrife sind durch eine PHP-Bibliothek gekapselt („Locum“ bzw. „Insurge“), so dass im Idealfall das ILS und die Datenbank mit Listen, Kommentaren etc. ausgetauscht werden können. Da ich mir Locum und Insurge bisher nicht angesehen habe, kann ich nicht beurteilen, wie weit diese Serviceorientierte Architektur hält, was sie verspricht – wie es sich gehört wird SOPAC als Freie Software (GPLv3) veröffentlicht werden, danach können wir sehen, wie gut die in Deutschland verbreiteten Bibliothekssysteme damit angesteuert werden können – der Teufel steckt sicherlich im Detail.
In jedem Fall zeigt SOPAC 2.0 einmal mehr, dass es den einen Katalog in Zukunft nicht mehr geben wird, sondern eine Reihe von Diensten, die je nach Aufgabe miteinander kombiniert werden können. [via Infobib]
Internet richtig lesen
4. September 2008 um 01:01 5 KommentareIm Vergleich zu dem ganzen Trara, welches darum gemacht wird, ist Googles Browser Chrome eigentlich ziemlich unbedeutend – für das Internet ein weiterer kleiner Schritt vom Betriebssystem zum Web, für Google ein respektabler Schachzug, für selbstbestimmte Nutzer so nicht hinnehmbar und für freie Browser wie Firefox hoffentlich ein produktiver Denkanstoß. Bedenklicher finde ich, dass auch die Mozilla Foundation zu einem Großteil von Google abhängig ist (ob der Vertrag tatsächlich im November ausläuft, habe ich nicht überprüft). Letztendlich kommt man aber ohnehin nicht darum herum, sich mit der Funktionsweise und den Einstellungen seines Browsers zu beschäftigen, um beispielsweise unnötige Werbung loszuwerden.
Zum Verständnis hilft unter anderem der mit dem Browser veröffentlicht Comic von Scott McCloud. Wie McClound darin zahlreiche Softwareentwickler verewigt und dabei so komplexe Themen wie Prozesse und Threads, Softwareentwicklung, Automatische Tests, Virtuelle Maschinen und Garbage Collection, Autocompletion, Sandboxen, Phishing, Open Source u.v.a.m. behandelt, ist schon ziemlich genial. Einige Hintergründe zum Chrome-Comic-Projekt gibt es auf McClouds Webseite. Wenn die hinter Chrome stehenden Techniken nun noch irgendwie mit Firefox-Extensions verheiratet werden könnten, wäre Chrome tatsächlich eine großen Bereicherung.
Denjenigen, die bisher weder das eine noch das andere ausprobiert haben, empfehle ich sich statt den Chrome-Browser lieber McClouds Buch „Comics richtig lesen“ und andere Comics vorzunehmen. Empfehlungen gibt es beispielsweise bei graphic-novel.info.
P.S: Falls Bibliotheken meinen, dass ihre Angebote zu komplex seien als dass bibliothekarische Webangebote selbsterklärend sein könnten – wie wäre es da mal mit einem ähnlichen Comic statt Nutzerschulungen?
Neue Entwicklungen im GBV zur Öffnung der Kataloge
3. September 2008 um 15:44 3 KommentareIch weiß nicht genau was mit mir los ist, dass ich den Vortrag „Bibliographien für alle – Neue Entwicklungen zur Öffnung der Kataloge“ bereits eine Woche vor der GBV-Verbundkonferenz fertig habe – jedenfalls sind die Folien bei Slideshare. Wer sich also lieber Lambert anschauen möchte, wie er von „Erschließung 2013: Visionen und mögliche Entwicklungen“ spricht, muss nichts verpassen. 😉
Im Vortrag werde ich darüber sprechen, dass Bibliothekskataloge sowohl auf der Eingabeseite (Katalogisierung) als auch auf der Ausgabeseite (Präsentation und Export) offener werden müssen. An der Verbundzentrale des GBV werden dazu derzeit verschiedene Schnittstellen umgesetzt und dokumentiert. Die in Entwicklung befindlichen Schnittstellen zum Anlegen und Bearbeiten von Katalogeinträgen werden zunächst an einer eigenen Datenbank getestet, die den Namen „Perlis“ (für „Persönliche Listen“) trägt. Auf Perlis aufbauend können verschiedene Anwendungen wie Social Cataloging, Semesterapparate, vereinfachte Webkatalogisierung, automatische Katalogisierung etc. erstellt werden. Wer sich mit SOAP und PICA+ auskennt, könnte ab Herbst mit der anfangen, wer weniger selber entwickeln möchte, sondern mehr fertige Applikationen mit schönem Benutzerinterface benötigt, muss sich noch etwas länger gedulden.
P.S: Der aktuelle Stand der Entwicklung steht unter Collection Webservices (CWS) im GBV-Wiki.
Neueste Kommentare