Freie Bibliotheksdaten mit Wikipedia und OpenStreetmap

3. Dezember 2009 um 01:29 7 Kommentare

Seit über 5 Jahren versuche ich fachkundige Menschen aus dem Bibliotheks- und Dokumentationswesen (bzw. mit Interesse an Bibliotheken und Dokumentation) zur Mitarbeit an Wikipedia zu begeistern. Das Portal Bibliothek, Information, Dokumentation fasst Wikipedia-Artikel aus diesem Themenbereich zusammen; gleichwohl ist die Zahl der aktiven Wikipedia-Autoren mit Bibliothekshintergrund überschaubar oder die Autoren schreiben lieber in anderen Bereichen. In den letzten Wochen und Tagen ist nun wieder etwas Schwung in den bibliothekarischen Bereich der Wikipedia gekommen:

Peter Kostädt im Magisterstudiengang Library and Information Science (MALIS) die Arbeitsaufgabe gestellt, einen Wikipedia-Artikel zu verfassen. Inzwischen sind die ersten Beiträge bei Wikipedia eingestellt und können dort ergänzt und umgearbeitet werden. Bislang sind dies unter anderem Artikel zur Open Library, zur E-LIB Bremen und zu DigiAuskunft. Natürlich ist jeder dazu eingeladen, die Artikel (wie alle anderen Inhalte in Wikipedia) zu ergänzen oder anderweitig zu verbessern. Mit etwas Vorbereitung können auch neue Artikel angelegt werden; so fehlen z.B. So fehlen beispielsweise Artikel zu so grundlegenden Begriffen wie Büchereifachstelle, Fachreferent, Lektoratskooperation und Universitätsverlag.

Zu einzelnen Bibliotheken gibt es in Wikipedia derzeit 580 Artikel (653-64), die in eine facettierte Systematik aus 64 Kategorien eingeordnet sind. Zur Angabe der Grunddaten in strukturierter Form habe ich die Infobox Bibliothek aktualisiert, so dass sie zum Beispiel über DBpedia ins Semantic Web übernommen werden können – so entsteht in Wikipedia ein freier Bibliotheksführer. Wie die Ãœbersicht zeigt, gibt es noch viele Lücken und einige Artikel sind für meinen Geschmack zu affirmativ geschrieben – aber nicht kritisieren sondern selber besser machen! Als Richtlinie gibt es inzwischen auch spezifische Hinweise für Artikel über Bibliotheken.

Nicht nur in Wikipedia werden Bibliotheken gesammelt; auch bei dem vergleichbaren freien Kartenprojekt OpenStreetmap (OSM) sind innerhalb Deutschlands schon 1546 Bibliotheken und weltweit 18415 Bibliotheken verzeichnet. Allerdings sind nur etwa 5% auch explizit einzelnen Gebäuden zugeordnet während die Mehrzahl nur als Punktkoordinate erfasst ist. Zur Verknüpfung von OpenStreetmap, Wikipedia und dem ISIL/Sigelverzeichnis habe ich angeregt, die international gültige ISIL als Identifier in OpenStreetmap einzutragen. Details dazu im OSM-Wiki. Bislang sind etwa 40 Bibliotheken in OSM mit ISIL ausgezeichnet. Die Mitarbeit in OSM (z.B. um fehlende Bibliotheken einzutragen und mit ihrer ISIL zu taggen) steht ebenso wie bei Wikipedia jedem frei und die Ergebisse kommen allen zugute.

Neben Wikipedia, OSM und dem Sigelverzeichnis gibt es noch eine Reihe weiterer Verzeichnisse von Bibliotheksdaten (ich hatte im März darüber geschrieben). In libwebcat sind beispielsweise derzeit 112 Deutsche Bibliotheken vertreten. Zu den (bislang?) nicht frei zugänglichen Quellen zählen BibDir und das VdB-Jahrbuch. Weshalb hier mal wieder zahlreiche Systeme parallel gepflegt und sinnlos bibliothekarische Ressourcen verschwendet werden, lässt sich wahrscheinlich nur historisch oder politisch begründen. Die Bibliotheksdaten in Wikipedia und OpenStreetmap können jedenfalls dank der freien Lizensierung (CC-BY-SA wenn nicht sowieso Public Domain) problemlos weiterverwendet und kombiniert werden.

P.S.: Ein weiteres Verzeichnis von Bibliotheksdaten enthält das „internationale Linkportal“ Bib-Link. Die Linksammlung ist jedoch nicht als gesamte Datenbank downloadbar und wäre besser in einer Social-Cataloging-Plattform aufgehoben.

User generated Metadata: Connecting the Communities

15. Juli 2008 um 10:00 Keine Kommentare

At the eighth International Conference on Dublin Core and Metadata Applications (DC-2008) Wikimedia Germany organizes a workshop on user generated metadata. The seminar will take place at Friday, the 26th of September 2008 afternoon.

During the recent years several projects like Wikipedia, LibraryThing, and OpenStreetmap have emerged on the Web. This projects enable volunteers to collect and create structured data such as bibliographies, encyclopaedic factsheets, geodata etc. However connections and exchange between different projects is still limited to seperated initiatives. Therefore Wikimedia Germany wants to bring together projects and communities on a workshop on user generated metadata. To enhance collaboration, we want to share experiences in the creation and management of communities and metadata. Standards and tools to simplify the exchange and connection with other institutions will be discussed as well as aspects of quality, rights, and privacy.

The workshop consists of one session where several projects (Wikipedia, OpenStreetMap, BibSonomy, The Open Library…) are shortly presented in 10-15 minutes each, and another session in form of a moderated podium of all projects to deeper discuss common general issues: How can we best connect and reuse user generated metadata among communities? Which data silos must be opened? What are the limits of cooperation? How can sustainability be established in dynamic communites? etc.

We invite you to visit the Dublin Core conference in general and the seminar on user generated metadata in particular. Registration fee will be reduced until end of July, so better hurry up!

related events include the Wikimedia and libraries panel at Wikimania 2008 and the Linked data initiative

Dank Technik wird jeder Herausgeber und Autor

9. Juli 2008 um 21:43 Keine Kommentare

Da Inhalte schon immer von Menschen erstellt wurden, ist „User Generated Content“ eigentlich an sich nichts Neues. Neu sind lediglich die durch technischen Fortschritt entstehenden einfachen Möglichkeiten der Erstellung und Verbreitung von Inhalten. Während früher Druckmaschinen, Handelsketten, Fernsehstudios, Textsetzer etc. benötigt wurden, kann heute prinzipiell jeder mit einem Computer und Internetanschluss als Autor und Verleger tätig werden. Die Entwicklung setzt sich eigentlich schon so lange fort, dass verwunderlich ist, weshalb regelmäßig unter verschiedenen Buzzwords darüber gestaunt wird. Dabei ist es ganz einfach: Immer mehr Inhalte können immer einfacher digital erstellt werden und was einmal digital ist, kann ohne wesentliche Mehrkosten beliebig vervielfältigt und weiterverwendet werden.

Dank günstiger Digtalkameras publizieren Menschen Fotos im Netz (Flickr), dank TV-Karten und Webcams Filmschnipsel (YouTube), Soundkarten sorgten dafür, dass jede Band ihre Songs weltweit anbieten kann (MySpace) und OpenStreetMap, das „Wikipedia der Kartendienste“ kommt nicht zuletzt aufgrund immer günstiger werdender GPS-Geräte. Sobald die technischen Möglichkeiten zur einfachen Erstellung oder Vervielfältigung von Inhalten verfügbar sind, ist die entsprechende Online-Publikationsplattform nicht weit. Eine kleines Beispiel, auf das ich bei der Suche nach Tauchcomputern gestoßen bin, ist divelogs.de. Auf der Seite von Rainer Mohr können Taucher die Daten ihrer Tauchgänge veröffentlichen. Ich bin noch am überlegen, ob ich mir auch gleich so ein Gerät zulege, oder angesichts der fallenden Preise noch etwas warte.


Foto: Ulf R.

OpenStreetMap – besser als Google Maps

2. Juli 2008 um 10:50 6 Kommentare
OSM

Beim Projekt OpenStreetMap (OSM) hat sich seit letztem Jahr sehr viel getan – spätestens seit dem Spiegel-Artikel „Wikipedia der Navigation“ ist das Projekt auch in Deutschland bekannt. Und wie ich erfreulicherweise an meinem Wohnort Göttingen feststellen konnte, sind die Karten bei OSM besser als bei Google Maps und dazu noch wirklich frei (unter der CC-SA-Lizenz) – sofern das entsprechende Gebiet von engagierten OSMlern erschlossen wurde.

Um die Bekanntheit weiter zu steigern, und um weitere Hobby-Kartographen zu finden, gibt es dieses Jahr zum ersten Mal in Deutschland einen OSM-Wettbewerb:

Gesucht sind Teams aus dem deutschsprachigen Raum, die für OpenStreetMap in einem kleinen Projekt Daten sammeln und darüber in interessanter Weise berichten. Ihr erfaßt gemeinsam alle Bundesliga-Fussballstadien in Deutschland oder nehmt mit einem ferngesteuerten Boot einige Wasserflächen präzise auf oder stellt Euch mit einer ausgedruckten OSM-Karte ein Wochenende auf den Marktplatz und ruft die Passanten auf, Verbesserungen einzuzeichnen. Aber es muss nicht eine ausgefallene Aktion sein – auch ein „ganz normales“ Mapping-Wochenende oder eine Veranstaltung mit einer Schulklasse können durch einen spannenden und lesenswerten Bericht preiswürdig werden.

Vom 12.-13. Juli findet dieses Jahr in Limerick, Irland die jährliche OSM-Konferenz statt. Eine gute Einführung und weitere Informationen zu OpenStreetMap gibt das Buch von Frederik Ramm und Jochen Topf (Anschaffungsvorschlag für Bibliotheken!).

P.S: Für gemeinsame Aktionen können auch GPS-Leihgeräte ausgeliehen werden und die Mapper und Mapperinnen die sich an OSM beteiligen haben wie die Wikipedianer schon mehrere Stammtische. Übrigens können auch Bibliotheken in OSM eingetragen werden, ich habe gleich mal die ISIL für die Stadtbücherei und die SUB Göttingen hinzugefügt!

Schöne Spielerei GPS und Google-Alternative World Wind

17. Juni 2007 um 17:44 Keine Kommentare

Den GPS-Koordinaten nach kann ich hiermit bestätigen, dass ich auf dem heimischen Balkon sitze 🙂 Angeregt durch das OpenStreetmap Projekt (siehe Blogeintrag) habe ich mir nun mit dem WBT-201 (Wintec G-Rays 2) ein GPS-Gerät zugelegt: Der GPS-Logger hat kein eigenes Display aber sehr gute Empfangseigenschaften. Informationen zur Konfiguration unter Linux habe ich dem Wiki von Andy Armstrong entnommen bzw. dort eingetragen, unter Mac OS X hat mein Mitbewohner es auch schon zum Laufen bekommen.

Ich muss zugeben, dass GPS vor allem eins ist: eine schöne Spielerei. Und Möglichkeiten, die selber gesammelten Koordinaten auf Karten anzeigen zu lassen, gibt es viele: Längst ist Google Maps nicht mehr allein, Yahoo! Maps, Microsoft Live Local und Ask.com Maps bieten vergleichbares, eine nichtkommerzielle Open-Source-Alternative zu Google Earth ist NASA World Wind, das inzwischen in Java und mit unterstützung der Free Earth Foundation (FEF) entwickelt wird (Siehe WorldWindWiki). Was die FEF („a non profit organization that promotes free GIS and geodata“) genau unter „free“ verstehen, ist mir noch nicht ganz klar, aber die Organisation sieht schon mal ganz vielversprechend aus.

Update: NASA World Wind wird unter dem NASA Open Source Agreement, das laut FSF zwar keine freie Lizenz im strengen Sinne ist, dieser aber recht nahe kommt. Dank der Möglichkeit von Plugins dürfte die Beschränkung in der Praxis nicht so relevant sein. Die meisten Daten für World Wind sind Public Domain. Sehr schön!

Freie Geoinformationen in Wikipedia und OpenStreetMap

2. Juni 2007 um 15:11 3 Kommentare

Auf dem LinuxTag Berlin habe ich mich nach seinem Vortrag mit Ralf Zimmermann von OpenStreetMap (siehe Wikipedia-Artikel) unterhalten. Ziel des OpenStreetMap-Projekts ist es, gemeinsam eine „Freie Karte der Welt“ zu erstellen. Dazu sind seit 2004 mehr als 6500 Freiwillige mit GPS-Geräten unterwegs und kartieren die Erde.

Im Gegensatz zu kommerziellen Karten wie Google Maps sind die Daten von OpenStreetMap unter CC-BY-SA frei verwendbar. OpenStreetMap ist damit eine ideale Ergänzung zu Wikipedia, wo ebenfalls schon seit einiger Zeit Geodaten gesammelt werden (siehe WikiProjekt Georeferenzierung). Allerdings ist die MediaWiki-Software eher für Texte als für Geodaten angelegt, so dass die Möglichkeiten begrenzt sind – so können praktisch nur Punktkoordinaten gesammelt werden, während OpenStreetMaps erfolgreich Straßen, Flüsse, Küstenlinien etc. als Vektordaten bereitstellt.

In der englischsprachigen Ausgabe haben sich schon einige Wikipedianer mit Interesse an OpenStreetMap zusammengetan. In der deutschsprachigen Wikipedia gibt es zwar auch viele gute Geoprojekte wie beispielsweise der WikiMiniAtlas; durch eine Zusammenarbeit mit OpenStreetMap könnte die Qualität freier Geoinformationen allerdings deutlich verbessert und Doppelarbeit vermieden werden. Die Verbindung von Wikipedia und OpenStreetMaps sollte dabei durch Identifier statt auf Basis von Koordinaten geschehen: Jeder Wikipedia-Artikel mit geographischem Bezug kann so eindeutig mit dem entsprechenden Vektorobjekt in OpenStreetMap verbunden werden.

Ein Problem für die Zusammenarbeit ist leider die Inkompatibilität der GFDL-Lizenz der Wikipedia mit CC-BY-SA. Aus Urheberrechts- und Qualitätsgründen dürfen in OpenStreetMaps nur selbst-überprüfte Daten aufgenommen werden, das kopieren aus anderen Karten oder Wikipedia ist deshalb tabu. Hier lassen sich aber sicherlich Wege finden, z.B. indem Wikipedia-Autoren die von ihnen gesammelten Geokoordinaten unter CC-BY-SA doppelt lizensieren oder gleich als Public Domain freistellen.

Ich werde mich jedenfalls erstmal nach einen GPS-Empfänger umsehen; neben der Sammlung freier Geodaten kann man damit zum Beispiel auch Geocaching (Schatzsuche/Wandern) betreiben und Confluenzen besuchen.

Update: In England und Wales gibt es seit August 2006 die OpenStreetMap Foundation. OpenStreetMap ist meiner Meinung nach etwas paranoid, was die Lizenzfrage betrifft – es gibt viele freie Quellen wie zum Beispiel Satellitenbilder, aus denen sich Karten erstellen ließen, aber auf Basis eines US-militärischen Navigationssystems (GPS) von Laien Karten zu erstellen, macht anscheinend mehr Spaß. Weitere Informationen zu Geoinformatik gibt es im GIS Wiki, das auch die GFDL verwendet.