Freie Inhalte aus deutschen Fernseharchiven
13. Juni 2007 um 00:08 6 KommentareEhe sie ganz vergessen ist, hier noch etwas Nachlese der ISI/IUK2007: Mit ihrem Beitrag Vom „Public Service“ zum „Public Value“ – Öffentliche Programmarchive der Zukunft als digitale Wissensspeicher konnten Dietmar Schiller (Leiter des Fernseharchivs des Rundfunk Berlin-Brandenburg, rbb) und seine Kollegen Veit-E. Jauß und Bodo Schindler zusammen mit Juliane Burghardt und Nadine Fijalkowytsch (Uni Potsdam/FU Berlin) eine gute Nachrichten für das Freie Wissen vorbringen: Mit der geplanten Digitalisierung und Öffnung der öffentlich-rechtlichen Fernseharchive sollen die gesammelten Schätze möglichst als Freie Inhalte zur Weiternutzung bereitgestellt werden.
Zuvor hatte bereits die BBC 2004 damit begonnen, Teile ihres Archivs ins Internet zu stellen – allerdings unter einer nicht CC/GFDL-kompatiblen Lizenz und nur zur privaten Nutzung durch britische Bürger. Mitte April diesen Jahres kündigte die Runfunkanstalt dann an, ihr gesamtes Archiv zu öffnen, allerdings nach den bisherigen Plänen mit DRM verkrüppelt und nicht wirklich frei.
In den deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten scheint es weitsichtigere Köpfe zu geben, zumindest im Archiv des rbb. Im Vortrag auf der Kölner Tagung wurden „Ausgehend von theoretischen Konzeptionen Ãœberlegungen zu einem Programmarchiv der Zukunft angestellt, das sich dem Gemeinwohl verpflichtet fühlt und einen Mehrwert für alle darstellt.“ (Zitat aus dem Vortrags-Abstract). Nach der Darstellung Dietmar Schillers steht die ARD unter Legitimationsdruck mit ihren Inhalten, einen Mehrwert für die Gesellschaft zu geben. Der Bestand an digitalem Material wächst beständig (sowohl neues Material als auch durch die Digitalisierung von Bestehendem) und ebenso der Bedarf, die Inhalte auch jenseits der herkömmlichen Distributionskanäle verfügbar zu machen. Um einen Mehrwert zu schaffen, sollten die Film- und Tonbeiträge nicht nur einfach zur Verfügung gestellt werden, sondern auch weiterverwendet werden können, damit neue Werke entstehen – was eben nur unter einer freien Lizenz möglich ist.
Ich befürchte, bis die Öffentlich-Rechtlichen ihre Archive soweit wie möglich öffnen und freigeben, ist es noch ein langer Weg – die Öffnung ist aber unvermeidlich. Dass die Nutzer ansonsten mehr und mehr selber mitschneiden und bei diversen Videoplattformen hochladen, ist ja auf Dauer doch unbefriedigend.
Bis jetzt sind im Deutschen Rundfunkarchiv zumindest Teile des Archivs über das Web für Mitarbeiter zugänglich. Wie es bei den Archiven der einzelnen Anstalten aussieht, weiss ich nicht. Vielleicht ist an dieser Stelle der Föderalismus mal ganz gut: So könnte beispielsweise schon mal der rbb mit einer Öffnung seines Archivs Flagge für Freies Wissen zeigen und so seine Innovativität unter Beweis stellen. Gut gefallen hat mir auch das im Vortrag angeführte Bild von Medienanstalten als Sportmannschaften im Stadion: Während die BBC schon losgelaufen ist, sitzt die ARD noch in der Kabine und bindet sich die Schuhe zu. Ich würde hinzufügen, dass die BBC die Regeln des Fair-Play noch nicht ganz verinnerlicht hat, aber das können dien ARD-Anstalten ja dann besser machen.
P.S.: Aus aktuellem Anlass und via Infobib noch der Hinweis auf die PHOENIX Bibliothek, wo ich mir endlich mal den Auftritt Schröders nach der Wahlniederlage 2005 ansehen kann. Leider nur in prorietären Formaten und unter Vorbehalt; es wird sich aber schon jemand finden, der die Interessanten Videos konvertiert und anderweitig bereitstellt, bis die Sender merken, wohin die Entwicklung geht.
ISI/IUK 2007 als Offline-Konferenz 1.0
23. Mai 2007 um 10:55 2 KommentareNach Aussagen der Veranstalter wird es auch auf der ISI 2007 / IUK 2007 nächste Woche in Köln (ich spreche am Freitag über Tagging, Folksonomy & Co – Renaissance of Manual Indexing?) Internet aus „FH-internen, netztechnischen Sicherheitsgründen“ nur von den Präsentationsrechnern und Internet-Cafe-Rechnern geben. Konferenzblogging (2004!) ist wohl ein Fremdwort. Fehlt noch, dass es Stühle nicht in jedem Vortragsraum sondern nur im „Sitz-Cafe“ gibt, Unterhaltungen nur im „Unterhaltungs-Cafe“ möglich sind und Notizen aus Sicherheitsgründen nur auf ausgegebenem Papier erlaubt sind. Die ISI/IUK ist mit ihrer Unfähigkeit, eine grundlegende Infrastruktur bereitzustellen wie Lambert gut darstellte leider kein Einzelfall. Bei Veranstaltungen im Informationsbereich ist es allerdings besonders peinlich und zeigt, dass das Internet anscheinend noch immer nicht verstanden wurde. Na dann gibt es für Informationssuchende, die nach ISI 2007 / IUK 2007 recherchieren eben erstmal diesen Beitrag zu lesen anstatt von Besuchern der Konferenz erstellte Berichte, Fotos und Diskussionen.
P.S: Die Vortragsfolien sind inzwischen bei Slideshare.
Neueste Kommentare