IT statt Informationskompetenz statt Bibliothekare?
21. April 2011 um 11:24 1 KommentarIn der englischsprachigen Biblioblogosphäre wird gerade ein kontroverser Vortrag von Jeffrey Trzeciak, dem Bibliotheksdirektor der McMaster University, Penn State, diskutiert. Angeblich möchte er alle Bibliothekare abschaffen, worauf diese natürlich lautstark protestieren. Laika (Jacqueline) hat einige Aspekte des Vortrags und der Diskussion zusammengefasst (via @tillk) und versucht etwa Sachlichkeit in die Diskussion zu bringen. Wie in vielen Kontroversen geht es nämlich leider weniger um das Abwägen von Argumenten als darum, die eigene Meinung zu bestätigen. Eine ähnliche Diskussion könnte ich mir auch in der deutschsprachigen Bibliothekswelt vorstellen: die Kontroverse bestätigt leider einen typischen Konflikt (zu dem ich zugegeben nicht immer unschuldig bin): Auf der einen Seite überheblichen IT-affine, die alles besser wissen, und auf der anderen Seite Bibliothekaren mit Minderwertigkeitskomplex, die lieber nichts neues ausprobieren. Zum Glück bilden diese beiden Extreme nur einen Teil der Bibliothekswelt ab.
In der deutschsprachigen Biblioblogosphäre haben in ihren Weblogs Anne Christensen und Dörte Böhner die Kontroverse konstruktiv aufgenommen und diskutieren den Aspekt der Informationskompetenz, die Trzeciak scheinbar gleich mit entsorgen möchte. Anne hatte schon früher auf die Problematik des Begriffs Informationskompetenz hingewiesen, aber grundsätzlich halten beide Autoren nichts davon, Veranstaltungen zur Informationskompetenz völlig abzuschaffen. Allerdings kommt es eben auf die Umsetzung an. Wie Dörte treffend schreibt:
Ein einmal eingeworfenes “Man könnte auch mit einem anderen Begriff suchen oder das und das machen…†bewirkt häufig mehr als zwei Stunden IK-Schulung, selbst nach neusten Methoden.
Was für das Verhältnis zwischen Bibliothekaren und Nutzern bezüglich Informationskompetenz gilt, gilt ebenso für das Verhältnis zwischen IT-affinen und IT-zurückhaltenden Bibliothekaren (wobei „IT“ nicht ganz der treffende Begriff ist, es geht auch um eine allgemeine Kultur des Ausprobierens). Die eine Seite ist nicht dumm oder faul, sondern beide Seiten haben habe es sich jeweils in ihrer Haltung bequem gemacht. Vielleicht hilft dagegen etwas, einfach mehr miteinander zu reden?
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