Wikipedia ist keine Loseblattsammlung

12. Dezember 2011 um 23:34 1 Kommentar

Seit mittlerweile sieben Jahren gibt es mit dem Wikipedia-Portal Bibliothek, Information, Dokumentation eine Übersicht der Wikipedia-Artikel aus dem BID-Bereich. Ich gehe davon aus, dass alle Studieren der Bibliotheks- und Informationswissenschaft die dort aufgeführten Wikipedia-Inhalte auch für ihr Studium nutzen.

Wenn ich mir die Artikel anschaue, die Christoph Demmer unermüdlich als neu angelegt im BID-Portal einträgt (vielen Dank!), frage ich mich allerdings manchmal, ob das Projekt nicht gescheitert ist (wieder so eine Idee für einen LIBREAS-Artikel zum Thema Scheitern). Es ist zwar nicht so, dass Wikipedia nicht oder nur passiv verwendet würde. Der Anteil derer, die sich trauen, einen Fehler zu korrigieren oder fehlende Informationen und Zusammenhänge einzutragen, liegt eben nur im einstelligen Prozentbereich. Vereinzelt finden sich sich aber sowohl Studierende als auch Institutionen und ihre Mitarbeiter, die etwas zu Wikipedia beisteuern. Die neuen Artikel sind auch nicht unbedingt schlecht, sie müssen in der Regel nur etwas angepasst werden. Trotzdem bleibt ein wenig Enttäuschung, wenn ich mir Artikel zu Bibliotheken, Bibliothekaren und den Phänomenen mit denen sie sich beschäftigen, in Wikipedia anschauen. Was ist das Problem?

Ich glaube, dass viele Menschen Wikipedia als Loseblattsammlung missverstehen: ab und zu kommen Änderungen und neue Artikel, die Artikel haben einige Links, aber das war es auch schon. Weder dem Austausch zwischen den Wikipedia-Autoren noch dem Hypertext-Charakter der Online-Enzykopädie als Gesamtsystem wird diese Vorstellung gerecht. Dabei finde ich viel wichtiger dass Wikipedia Denkanstöße schafft, Zusammenhänge aufzeigt und einen Überblick bieten kann. Neue Artikel, wie zum Beispiel Elektronische Bibliothek Schweiz oder Primo Central, stehen jedoch eher da wie Inseln im Informationsdschungel, um eine mißglückte Metapher zu bemühen (@LIBREAS habt ihr was zu gescheiterten Metaphern?). Auf den Inseln lässt sich es sich zwar leben, geographische Grundkenntnisse bleiben aber begrenzt.

In einer Studie zum Lernverhalten im Internetzeitalter fasste kürzlich ein Tutor das Problem für die passive Wikipedia-Nutzung zusammen:

The problem with Wikipedia is it’s too easy. You can go to Wikipedia, you can get an answer, you don’t actually learn anything, you just get an answer.

Dies gilt ähnlicher Weise auch für die aktive Wikipedia-Nutzung durch das Anlegen von Artikeln. Man lernt zwar etwas über den Gegenstand des Artikels und wie man einen Artikel schreibt. Das Verständnis der Zusammenhänge bleibt jedoch eher gering, solange nicht ein ganzes Teilnetz von thematisch verwandten Artikeln überarbeitet wird.

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