Ãœbersicht webbasierter Literaturverwaltung
9. April 2008 um 15:28 8 KommentareP.S.: Unter http://literaturverwaltung.wordpress.com gibt es inzwischen ein von Bibliothekaren betriebenes Portal zum Theme Literaturverwaltungsprogramme.
Einen Ãœberblick über „Webbasierte Literaturverwaltung“ gab Thomas Stöber von der UB Augsburg in seinem Vortrag zusammen mit Astrid Teichert auf der INETBIB 2008. Das Thema ist eigentlich nicht neu, aber nicht jeder hat die Zeit und Muße, sich selber mit RefWorks, citeulike, Connotea und BibSonomy im Vergleich zu EndNote und Citavi zu beschäftigen – außerdem sollte man das Firefox-Plugin Zotero kennen.
Auf der einen Seite stehen die traditionellen, „geschlossenen“ Systemen (EndNote, Citavi), bei denen ein Nutzer für sich alleine bibliographische Daten sammelt und verwaltet. „Halboffene“ Systeme (EndNote Web, RefWorks) bieten als Webanwendungen zusätzlich die Möglichkeit, Daten für andere Nutzer freizugeben. Bei „Offenen“ Systeme ist der Nutzerkreis prinzipiell offen und alle bibliographischen Daten werden miteinander geteilt.
Die offenen Literaturverwaltungs-Systeme bieten neue Kooperationsmöglichkeiten im Bereich Forschung und Lehre, Stöber zitierte Lambert Hellers Hinweis auf die Möglichkeit „Informeller Gemeinschaftsbibliographien„. Dabei lassen sich aus seiner Sicht drei wesentliche Anwendungszenarien unterscheiden:
(1) Freigabe des eigenen Datenpools mit Lesezugriff, z.B. Literaturlisten für Lehrveranstaltungen, Bibliographien, eigene Schriftenverzeichnisse etc. (RefWorks…)
(2) Geschlossene Arbeitsgruppen arbeiten gemeinsam an Bibliographien (EndNote Web, BibSonomy…)
(3) Gemeinsamer, offener Datenpool (BibSonomy…)
Für die weitere Entwicklung stellen sich angesichts der rasanten Entwicklungen im Bereich webbasierter Literaturverwaltung folgende Fragen:
(1) Ist die offene, gemeinschaftliche Arbeiten an Bibliographien ein realistisches Modell für eine offene Wissenschaft? Laura Cohen spricht schon begeistert von „Social Scholarship (wobei meiner Meinung nach dabei eher Blogs von Bedeutung sind, siehe blogs as scholarship von Georgia Harper und als Beispiel Research Blogging). Viele Wissenschaftler möchten jedoch vermutlich nur ungern ihre Literaturlisten offenlegen (was meiner Meinung nach nicht unbedingt für die Qualität ihrer Forschung spricht).
(2) Sind OpenSource-Anwendung aktuell und zukünftig eine echte Alternative zu kommerziellen Systemen? Thomas Stöber konnte diese Frage nicht bejahen – ich denke vor allem bei der Usability hat OpenSource regelmäßig Probleme.
(3) Wie entwickeln sich Bibliographie-Verwaltungssysteme weiter? Zur Zeit ist eine Konvergenz der Funktionen zu beobachten, so dass sich die verschiedenen Systeme im Kern immer weniger unterscheiden.
In der anschließenden Fragerunde meldeten sich vor Allem die „üblichen Verdächtigen“ (Till Kinstler, Lambert Heller, Patrick Danowski) zu Wort – ich war zu sehr mit der Formulierung dieses Beitrags beschäftigt und kann der Einführung nichts wesentliches hinzufügen. Mir fehlte nur etwas Zotero. Herr Stöber wies darauf hin, dass sich das Programm in erstaunlich kurzer Zeit zu einer vollwertigen Literaturverwaltung entwickelt hat. Dem in der Diskussion gebrachten Hinweis auf die Notwendigkeit von Werbung und Benutzerschulungen kann ich mich nur anschließen.
P.S.: Eine tabellarische Übersicht von Programmen zur Literaturverwaltung gibt beim Max Planck Institut für Biochemie.
8 Comments »
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>> Hinweis auf die Notwendigkeit von Werbung und Benutzerschulungen kann ich mich nur anschließen.<<
Hier wäre es mal interessant verschiedene Ansätze und Initiativen zusammenzustellen, wie man dieses Thema am besten angehen kann. Denn es ist meiner Meinung nach genauso komplex wie die Entwicklung und Integration solcher Tools selbst.
Comment by Matthias — 10. April 2008 #
[…] und an Gespräche auf der INETBIB 2008 gab es Überlegungen, Bibliothekskataloge mit der webbasierten Literaturverwaltung BibSonomy zu verknüpfen (siehe auch die Diplomarbeit von Annett Kerschis auf die Patrick […]
Pingback by BibSonomy und Kataloge verknüpfen mit dem Bibkey « Jakoblog — Das Weblog von Jakob Voß — 25. April 2008 #
[…] Eine Ãœbersicht über webbasierter Literaturverwaltung von Jakob Voß, […]
Pingback by Zeitschriftenartikel online recherchieren - Immer noch ein Ding der Unmöglichkeit « Bremer Studentenblog — 6. September 2008 #
Es gibt noch eine Literaturverwaltung unter http://www.buchliebhaber.com
Die Daten werden über das Internet vervollständig.
Comment by Literat — 12. September 2008 #
[…] Voss has an overview on webbased referencing systems […]
Pingback by Reference Management Software « Large Neuron Collider — 24. Oktober 2008 #
Es fehlt noch JabRef.
JabRef nutzt das BibTex-Format als Datenbank. Mehrere können gleichzeitig eine Datenbank vervollständigen, wenn z.B. mit SVN gearbeitet wird.
Es kann sofort 1 zu 1 in LaTeX zitiert werden. Jabref bietet auch die Möglichkeit, Quellen mit PDFs oder Weblinks zu verbinden, die dann beim Klick auf die Quelle geöffnet werden.
Comment by Philipp — 9. Februar 2009 #
[…] Übersicht webbasierter Literaturverwaltung « Jakoblog — Das Weblog von Jakob Voß Auf der einen Seite stehen die traditionellen, “geschlossenen†Systemen (EndNote, Citavi), bei denen ein Nutzer für sich alleine bibliographische Daten sammelt und verwaltet. “Halboffene†Systeme (EndNote Web, RefWorks) bieten als Webanwendungen zusätzlich die Möglichkeit, Daten für andere Nutzer freizugeben. Bei “Offenen†Systeme ist der Nutzerkreis prinzipiell offen und alle bibliographischen Daten werden miteinander geteilt. (tags: Literaturverwaltung vergleich webbasiert 04/2008 2008 jakob_voß jokoblog) […]
Pingback by links for 2009-08-05 : Bibliothekarisch.de — 6. August 2009 #
[…] an die inzwischen schon etwas veraltete Ãœbersicht webbasierter Literaturverwaltung und an die provokante Frage, ob und wie Bibliotheken das Katalogisieren lieber den Nutzern […]
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