Schnittstelle für Verfügbarkeitsdaten von Bibliotheksbeständen
21. Januar 2008 um 11:22 4 KommentareLetzen Dezember habe ich über Serviceorientierte Architektur geschrieben und bin unter Anderem auf den Heidelberger UB-Katalog eingegangen. Dabei ging es darum, wie Daten einzelner Exemplare von Bibliotheksbeständen – speziell Verfügbarkeitsdaten – über eine Schnittstelle abgefragt werden können. Bislang gibt es dafür keinen einfachen, einheitlichen Standards sondern höchstens verschiedende proprietäre Verfahren. Till hat mich zu Recht auf den Artikel „Beyond OPAC 2.0: Library Catalog as Versatile Discovery Platform“ hingewiesen, in dem die API-Architektur des Katalogs an der North Carolina State University vorgestellt wurde. Die Beispiele zeigen gut, was mit dem Buzzword „Serviceorientierte Architektu“ eigentlich gemeint ist, wie sowas in Bibliotheken umgesetzt werden kann und was für Vorteile der Einsatz von einfachen, webbasierten Schnittstellen bringt. Die als CatalogWS bezeichnete API ist – wie es sich gehört – offen dokumentiert. CatalogWS enthält einen Catalog Availability Web Service, der ausgehend von einer ISBN ermittelt, in welchen (Teil)bibliotheken ein Titel verfügbar oder ausgeliehen ist.
Bei Bedarf könnte ich mal versuchen, diese API für die GBV-Kataloge zu implementieren. Andererseits sollte man sich vielleicht erstmal Gedanken darüber machen, was es noch für Kandidaten für eine Verfügbarkeitsschnittstelle gibt und welche Daten über so eine Schnittstelle abfragbar sein sollten: Das NCIP-Protokoll scheint mir wie Z39.50 nicht wirklich zukunftsfähig zu sein. Janifer Gatenby macht in ihrem Vortrag „Bridging the gap between discovery and delivery“ (PPT) weitere durchdachte Vorschläge. Auf den Mailinglisten CODE4LIB und PERL4LIB habe ich letzte Woche herumposaunt, wie wichtig eine Holding-API wäre und dass das doch alles eigentlich ganz einfach sei. Neben Iinteressanten Bemerkungen zu FRBR bin ich daraufhin auf Holding-data in Z39.50 hingewiesen worden. In den PICA-LBS-Systemen stehen die Verfügbarkeitsdaten soweit ich es herausgefunden, habe im Feld 201@, aber nur teilweise. Für die weitere Umsetzung wäre es wahrscheinlich sinnvoll, erstmal alle in der Praxis vorkommenden Verfügbarkeits-Stati (ausleihbar, Präsenzbestand, Kurzausleihe, ausgeliehen, unbekannt…) zu ermitteln. Für elektronische Publikationen sollte die Schnittstelle außerdem irgendwie mit existierenden Linkresolvern zusammenarbeiten können. Eine einfache Schnittstelle für Verfügbarkeitsdaten von Bibliotheken ist also nicht ganz trivial, aber solange nicht jeder Spezialfall berücksichtigt wird oder erstmal ein Gremium eingesetzt werden muss, dürfte es machbar sein. Hat sonst noch jemand Interesse?
4 Comments »
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Hallo Jakob,
ich bin ganz deiner Meinung. Das Potenzial eines solchen Webservices ist sehr groß. Ich halte in nächster Zeit einige Vorträge, in denen ich genau das unter dem Motto „The OPAC is not our Product“ in Anlehnung an Tom Coates (Yahoo) „The Site is not your Product“ propagiere.
Wir sollten uns mal länger über das Thema austauschen. Auf jeden Fall vielen Dank für die Literaturhinweise.
Comment by PatrickD — 21. Januar 2008 #
Hallo Jakob,
das was du „Verfügbarkeits-Stati“ nennst, sind die Ausleihcodes, die in 209A Subfield $d stehen. Hier wird die potenzielle Ausleihbarkeit festgehalten: „ausleihbar“, „nur in der Bibliothek zu benutzen“, „für die Ausleihe gesperrt“ u.a.
Die Bedeutung der eingetragenen Codes ist in unseren LBS-Bibliotheken aber durchaus unterschiedlich.
Die tatsächliche Verfügbarkeit („ausgeliehen“ oder „bitte am Standort entnehmen“ etc.) ist in der LBS-Datenbank als Attribut einer Sybase-Tabelle abgelegt und nicht in einer Kategorie.
Comment by Uschi — 22. Januar 2008 #
Die Norm ISO 20775, an deren Entstehen ein wichtiger Softwarelieferant deines Arbeitgebers offenbar nicht unwesentlich beteiligt war, könnte hilfreich sein. Mal sehen, wann die Software jenes Herstellers diesen Standard unterstützt…
Comment by till — 24. Januar 2008 #
spcuniversity.privatesidesolutions.com
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