Studierende in Konstanz für mehr Gebühren?

10. Mai 2007 um 12:33 9 Kommentare

Wie Eric Steinhauer berichtet, legt die Bibliotheksgebührenordnung der Universität Konstanz (PDF) vom 19. Dezember 2006 in § 2 Abs. 2 Nr. 1 eine Jahresgebühr für externe Benutzung in Höhe von 56 € fest. Eine Ermäßigung aus sozialen Gründen ist nicht vorgesehen. Nach einem Artikel in Heft 85 (16. April 2007) der Mitarbeiterzeitung der UB Konstanz beschreibt Petra Hätscher, wie die Gebühren zustande gekommen sind. Angeblich haben Studierende im Senat dafür gesorgt, dass die Gebühren nicht niedriger ausgefallen sind und dass eine Ermäßigung aus sozialen Gründen abgelehnt wurde. Der Artikel ist leider noch nicht online und das Protokoll der Senatssitzung liegt mir auch nicht vor, deshalb sollten keine voreiligen Urteile abgegeben werden. Am Besten sollte sich erstmal der AStA der Uni Konstanz zum Thema äußern. Da RCDS und die Liberale Hochschulgruppe zusammen nur 4 von 13 Sitzen haben, scheiden die üblichen Verdächtigen ja schon mal aus. Ich kann mir allerdings denken, dass die Studenten in Argumentationsfalle getappt sind, wie sich von Unicheck/INSM zur Erhöhung der Akzeptanz von Studiengebühren verwendet werden: Die UB Konstanz bekommt nämlich von den Studiengebühren 420.000 Euro – davon profitieren natürlich auch externe Benutzer. Anstatt das als einen weiteren Grund zur grundsätzlichen Kritik an Studiengebühren zu nehmen, denkt sich da so mancher Student, dass externe Benutzer eben auch zur Kasse gebeten werden sollten – und schon haben die neoliberalen Befürworter von Studiengebühren mit ihrer Argumentation gewonnen. Alles wird versucht gegeneinander aufzurechnen und die Spriale des Gebühren-Wettrüstens kann losgehen. Das Leistungen wie Bildung und Bibliotheken kostenlos angeboten werden und für eine offene Gesellschaft unabdingbar sind, passt da wohl nicht ins Konzept.

9 Comments »

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  1. Wir sind für einen kostenlosen Zugang zu Bildung und öffentlichen Einrichtungen insbesondere Bibliotheken. Der AStA der Universität Konstanz engagiert sich deshalb gemeinsam mit den ASten anderer Universitäten und vielen weiteren Organisationen, für eine Abschaffung der Studiengebühren. Leider hat in Baden – Württemberg der Wähler und letztendlich auch der Landtag anders entschieden und sich für die Einführung von allgemeinen Studiengebühren im Dezember 2005 entschieden. Solange es uns nicht gelingt diese Entscheidung rückgängig zu machen stehen wir für eine bestmögliche Verwendung ein. Dies ändert nichts an unserer grundsätzlichen Gegnerschaft zu Studiengebühren insbesondere aus sozialen Gründen. Aber es wäre noch unerträglicher, nicht für eine bestmögliche Verteilung dieser Studiengebühren zum Wohle der Studierenden zu streiten. Nach der aktuellen am 26.7.2006 vom Rektorat der Universität Konstanz beschlossenen Verwendung der Studiengebühren an der Universität Konstanz entfällt auf jeden Studierenden 28 Euro pro Semester für die Bibliothek, deren einzige Aufgabe es ist die Ausbildung der Studierenden zu gewährleisten. In einer Vorlage der Bibliothek zu Erhebung der Bibliothekennutzungsgebühren fand sich für externe Nutzer ein deutlich geringerer Betrag als für Studierende. Es ist bis heute nicht klar warum Personen die die Bibliothek nicht zu ihrem primären Zweck, nämlich dem des Studiums, nutzen, einen geringen Beitrag leisten sollen als Studierende. Wenn wir in einem Land leben, das sich mehrheitlich dafür entschieden hat, an Bildung ein Preisetikett zu kleben, kann es nicht sein, dass diese Entscheidung dann nur Studenten tragen müssen. Der Senat der Universität Konstanz hat sich mit großer Mehrheit für einen Beitrag der externen Nutzer ausgesprochen, der in gleicher Höhe entfällt, wie der der Studierenden. Nicht richtig ist, dass es in der Bibliothekennutzungsordnung keine Gründe für eine Befreiung von der Bibliothekennutzungsgebühr aus sozialen Gründen gibt. Weiter wurde uns von der Agentur für Arbeit Konstanz zugesichert, dass Empfänger des ALG 2 die Gebühr auf jeden Fall erstattet bekämen. Wir halten es für sehr fraglich, warum Kreise der Universität, deren Statusgruppe auch im Senat vertreten ist, nun für ihre Entscheidung den schwarzen Peter an den AStA weiterreichen wollen. Der Mangel an Courage zu einer getroffenen Entscheidung zu stehen deckt sich mit dem Zähneklappern einer Gesellschaft, die feststellt, dass Bildungsgebühren, gleich dem Geist den man gerufen hat, nicht bei Studenten halt machen.

    Comment by AStA der Universität Konstanz — 10. Mai 2007 #

  2. […] nur ein Hinweis auf die betreffende Meldung. Nachzulesen ist dies in Netbib, in Inetbib und im Jakoblog. ” Wie Eric Steinhauer berichtet, legt die Bibliotheksgebührenordnung der Universität […]

    Pingback by IB Weblog » Blog Archive » UB Bibliotheksgebühren für Externe in Konstanz — 10. Mai 2007 #

  3. Wenn die Initiative vom AStA ausgegangen wäre, hätte es mich auch gewundert und dass „Kreise der Universität, deren Statusgruppe auch im Senat vertreten ist, nun für ihre Entscheidung den schwarzen Peter an den AStA weiterreichen wollen“ kann ich mir auch gut vorstellen. Wenn aber die Studierendenschaft die Entscheidung, weitere Gebühren einzuführen, mitträgt, angeblich damit die Studenten nicht für externe Benutzer mitbezahlen, sind sie in die neoliberale Falle getappt und damit nicht besser als Befürworter von Studiengebühren. Demnach sollten Studiengebühren am besten erhöht werden, weil Unis noch immer von Menschen bezuschußt werden, die die Unis selber gar nicht besuchen – und schon beteiligt ihr euch am Wettrüsten der Gebühren zur Abschaffung des Sozialstaats. Ich verstehe, dass diese Sicht den meisten Studenten wahrscheinlich nicht einleuchtet weil eben jeder als erstes nur an sich selber denkt, richtig wird die Erhebung von Gebühren für externe Benutzer dadurch aber nicht.

    Comment by jakob — 10. Mai 2007 #

  4. Zitat aus „Bibliotheken ’93 : Strukturen – Aufgaben – Positionen“ (S. 42):
    „Aufgaben der Universitätsbibliotheken ist die optimale, benutzerorientierte Literatur-, Informations und Medienversorgung der Nutzer inner- und ausserhalb der Universitäten.“
    Dieser bibliothekspolitische Grundsatz wird durch die neue Regelung in Konstanz eindeutig verletzt.
    Von „deren einzige Aufgabe es ist[,] die Ausbildung der Studierenden zu gewährleisten“ kann hier also absolut nicht die Rede sein.

    Was glaubt man denn, was sich die UB Konstanz von 28,- EUR mehr pro Student leisten kann (wenn es denn tatsächlich mehr ist, was die UB erhält – vermutlich bleibt der Etat gleich, nur die Herkunft des Geldes wurde durch irgendwelche Kostenrechnungsspielchen verschoben), im Vergleich zu den Dienstleistungen, deren Erbringung für die Studierenden Kosten verursacht?

    Studiengebühren gibt es auch an Schweizer Universitäten (und es existiert keine dem deutschen BAFöG vergleichbare Unterstützung).
    Man nehme als Gegenbeispiel zu Konstanz die Benutzungsordnung der Bibliothek der Universität Sankt Gallen:
    „Art. 5. Zur Ausleihe zugelassen sind alle natürlichen Personen mit Wohnsitz oder Studienplatz in der Schweiz und in der Euregio Bodensee (Landkreis Konstanz, Bodenseekreis, Landkreis Sigmaringen (nur Raum Pfullendorf), Landkreis Ravensburg, Landkreis Lindau, Vorarlberg, Fürstentum Liechtenstein) sowie Angehörige der Hochschulen des IBH-Verbundes.“
    Sowie die Gebührenordnung:
    „1. Gebührenfreie Dienstleistungen
    * Ausleihe in der Bibliothek für Personen mit Wohnsitz oder Studienplatz in der Schweiz und in der Euregio Bodensee gemäss Art. 5 BO.“
    Diese Universitätsbibliothek bekommt keinen Cent von den deutschen Steuerzahlern bzw. deutschen Studenten (u.a. aus Konstanz), die ebenfalls kostenlos benutzungsberechtigt sind.
    Wie kleinlich wirkt da dieses Gejammere mit den vorgeschobenen 28,- EUR aus Konstanz!

    Comment by Bernd Martin Rohde — 11. Mai 2007 #

  5. Aktueller Hinweis:

    Auf der verlinkten Seite der Mitarbeiterzeitung der UB Konstanz steht bei Auswählen des aktuellen Heftes nun rechts oben die Zeitschrift als PDF zum Download zur Verfügung!

    Comment by Soeren — 11. Mai 2007 #

  6. Der Artikel ist inzwischen online, dort heisst es:


    Zur Senatssitzung legten die Vertreter der Studierenden einen Änderungsantrag zur Gebührenordnung als Tischvorlage vor, der zwei Punkte umfasste:

    1. Der Jahresbeitrag für externe Nutzerinnen und Nutzer solle von 20,– auf 56,– erhöht werden, was dem Beitrag entspräche, der sich aus der Berechnung der eingesetzten Studiengebühren pro Studierendem für das Jahr 2006 und 2007 für die Bibliothek ergäbe.
    2. Der geplante Gebührenerlass für Arbeitslosengeldempfänger sei zu streichen, da Arbeitslose bei berechtigtem Interesse zur Nutzung der Bibliothek diesen Jahresbeitrag von der Agentur für Arbeit erstattet bekämen und eine Nutzung ohne nachgewiesenen Bedarf reines Freizeitinteresse sei und nicht von der Universität subventioniert werden müsse.

    Der Senat folgte nach sehr kurzer Diskussion dem Änderungsantrag und verabschiedete die Gebührenordnung mit der erhöhten Jahresgebühr von 56,– und praktisch ohne Befreiungsregelungen mit einer Mehrheit von fast dreiviertel der Stimmen und nur einer Enthaltung.

    Wenn der Antrag von einer auf eine reine Privatuni zusteuernde Unileitung eingebracht worden wäre, wäre das ja noch verständlich aber so wie es auschaut, haben die Studierenden das neoliberale Modell einer rein privat finanzierten Bildung (wenn möglicherweise auch unfreiwillig) voll verinnerlicht. Bei der nächsten Erhöhungsrunde, wenn wieder die Studiengebühren dran sind, brauchen sie sich dann aber auch nicht zu beschweren. Weitere Diskussionsbeiträge zu den Benutzungsgebühren in Konstanz gibt es übrigens in INETBIB.

    Comment by jakob — 11. Mai 2007 #

  7. […] Studierende in Konstanz für mehr Gebühren? « Jakoblog — Das Weblog von Jakob Voß (tags: Campus Bibliothek Bibliotheken Dummfug) […]

    Pingback by Nur mein Standpunkt » links for 2007-05-11 — 11. Mai 2007 #

  8. Schlechte Nachricht: Es nahet der 15. August……

    …zwei Wochen nach dem schweizerischen Nationaltag. Und was ist so spektakulär an diesem Datum? Wer an der Uni-Konstanz studiert und sich wenigstens hin und wieder ein paar Gedanken um seine Finanzen machen muss, der wird dieses Datum nur allzugut ke…

    Trackback by hQuadr.at — 8. August 2007 #

  9. tja leider liessen sich auch in einer Vollversammlung die Verantwortlichen hier in Konstanz nicht davon ueberzeugen, dass diese Gebuehren fuer die Unibib genau das falsche Signal waeren. Aber naja, bei den (dem) Verantwortlichen zahlt ja schliesslich papi.

    Comment by hintze — 30. Oktober 2007 #

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