IndieBound – eine Initiative unabhängiger Buchhändler

13. August 2008 um 01:10 1 Kommentar

Beim Eintragen meines Lieblingsbuchladens in LibraryThing Lokal ist mir aufgefallen, dass man dort nicht nur eintragen kann, ob WLAN, Speisen und Getränke vorhanden sind, sondern auch, ob es sich um einen „IndieBound store“ handelt. IndieBound ist eine Initiative der unabhängigen Buchhändler in den USA, die 1999 unter dem Namen BookSense gegründet wurde. Falsch verstanden hat es mal wieder der Börsenverein des deutschen Buchhandels – als Lobbyist der großen Verlage und Buchhandelsketten gehört Blindheit auf dem Linken Auge schließlich mit zu seinen Aufgaben. LibraryThing dagegen zeigt mit der Unterstützung von IndieBound zumindest, dass es Tim Spalding nicht vorrangig darum geht Geld zu machen, sondern tatsächlich um die Sache. Bleibt nur zu hoffen, dass das so bleiben wird; durch den Kauf von Abebooks besitzt Amazon nämlich inzwischen eine Beteiligung an LibraryThing.

In Deutschland wurde erst im März 2006 die Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Buchhändler (AUB) gegründet (Siehe Bücherwiki). im Gegensatz zu IndieBound wendet sich die AUB jedoch als strategischer Interessenverband nicht an die eigenen Kunden sondern an Verlage und an den Börsenverein. Dass Folkert Roggenkamp, einer der Initiatoren der AUB, die von ihm geführte, seit 1893 in Familienbesitz befindliche Buchhandlung an einen Filialisten verkauft hat, passt da gut ins Bild. Wo nur von „Konditionenverbesserungen“ und „Marktpotenzial ausschöpfen“ die Rede ist, kann dem Kapitalismus gleich das Feld überlassen werden – so erkämpft und erhält man sich keine Unabhängigkeit. Man vergleiche nur mal die „Gütersloher Erklärung“ mit der IndieBound-Erklärung:

My mission is to band together with like-minded folks across the country to celebrate our independent natures, our free-thinking retailers and our unique communities.

Auf der Seite von IndieBound ist auch nicht einfach von „independent“ sondern von „independently-owned“ die Rede. Nur wenn ein Buchladen denjenigen gehört, die ihn betreiben, besteht eine Chance, dass Bücher etwas anderes sind als eine beliebige Handelsware. In Deutschland haben deshalb so genannte (links-)alternative Buchläden Tradition.* Die unabhängigen Buchhändler von IndieBound sind dagegen im Kontext von Initiativen wie der American Independent Business Alliance (AMIBA) und der Business Alliance for Local Living Economies (BALLE) zu sehen.

* Einen Zusammenschluss alternativer Buchläden konnte ich – abgesehen von vier schwulen Buchläden – bislang nicht finden. Wahrscheinlich könnten sich die meisten sowieso nicht einigen, geschweige denn, sich sinnvollerweise mit den „normalen“, unabhängigen Buchhandlungen zusammenzutun.

Ein Kommentar »

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  1. Moin Jakob,
    Der Sinn und Zweck eines alternativen Buchladens ist es vorrangig, die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten selbst bestimmen zu können und somit zu versuchen, sich den kapitalistischen Verhältnissen entgegen zu stellen. Klassenkampf ist die Frage nach dem Besitz der Produktionsmittel. Also in diesem Falle eher die Frage, wem gehört der Laden und nicht die Bücher. Warum diese keine Handelsware sein sollen, erscheint mir etwas verkürzt idealistisch. Auch bei einem alternativen Buchladen ist deren Funktion, einen Mehrwert zu erwirtschaften. Verschenkt wird da nichts.
    Lg
    Silvia

    Comment by Silvia — 13. August 2008 #

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